Reisedoktor

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Franz Roitner

Blogbeiträge nach Ländern

Reisetagebuch von meiner Namibia Rundreise mit Mietwagen und Dachzelt

Karte Namibia Rundreise

09.06.2012: Stadtrundgang durch Windhoek

Mehrmals war ich schon in Windhoek. Das ursprünglich allein stehende Hochhaus, das Kalahari Sand Hotel, ist nur mehr eines von vielen hohen Gebäuden in der Innenstadt. Die Innenstadt bleibt aber weiterhin überschaubar und hat nichts von seinem besonderen Flair verloren.

Windhoek Windhoek Stadtansicht

Unzählige Straßenhändler säumen den Weg zum bekanntesten Wahrzeichen von Windhoek, der Christuskirche. Traditionelle Holzschnitzereien werden feil geboten: Schüsseln, Deko-Giraffen, Schlüsselanhänger. Die Waren kommen mir bekannt vor, sie sind in vielen Souvenirshops auf Flughäfen weltweit zu erstehen. Hinter den schön aufgelegten Gegenständen türmen sich eine Menge Kartonschachteln mit der Aufschrift „Made in China“. Von da kommt also die Ware her.

Windhoek Strassenhaendler Christuskirche Windhoek

Gleich hinter der Christuskirche befindet sich der Tintenpalast, heutiger Sitz der Namibischen Nationalversammlung. Der Name stammt vom überdurchschnittlichen Verwaltungsaufwand und dem damit verbundenen hohen Tintenverbrach der deutschen Kolonialbeamten während der deutschen Kolonialzeit von 1884 bis 1915. In der Nähe des Tintenpalastes steht das mittlerweile fast fertig gestellte Unabhängigkeitsmuseum. Der Bau wirkt protzig und klobig und bildet einen starken Kontrast zu den älteren Gebäuden der Stadt.

Tintenpalast Windhoek Unabhaengigkeitsmuseum Windhoek

Die Vorfreude auf die Landschaft Namibias ist groß. Ich stoppe noch beim Windhoeker Bahnhof und fahre nordwärts. Von meinem Campingplatz habe ich einen eindrucksvollen Blick in die Umgebung.

Bahnhof Windhoek Camping in Namibia

10.06.2012: Fahrt in den Etoscha Nationalpark

Endlich geht die Nacht dem Ende zu. Mein Dachzelt inklusive mir wurde die gesamte Nacht vom starkem Wind durchgerüttelt. An einen ruhigen Schlaf war nicht zu denken. Um etwas 2 Uhr nachts ging auch noch die Alarmanlage meines Mietwagens los. Der Morgen ist ziemlich kühl, mein Thermometer zeigt gerade einmal 6°C. Ruckzuck habe ich mein Zelt zusammengefaltet und bin schon auf dem Weg in den Norden zum Etoscha Nationalpark.

Fahrt in den Etoscha Nationalpark

Unterwegs halte ich beim Hoba-Meteorit, dem größten derzeit bekannten Eisenmetorit der Welt. 1920 wurde das Gestein zufällig entdeckt. Der Meteorit besteht aus rund 82% aus Eisen und hat ein Gewicht von rund 50 Tonnen. Eigentlich hätte solch ein Himmelkörper beim Aufschlag auf die Erde einen riesigen Krater schlagen müssen, warum dies hier nicht der Fall war, konnte bis heute wissenschaftlich nicht geklärt werden.

Hoba Meteorit Hoba Meteorit in Namibia

Die Trockenzeit hat begonnen, die Wildtiere im Etoscha Nationalpark suchen zum Trinken bestimmte Wasserstellen auf. Beim ersten Wasserloch stehen bereits viele Fahrzeuge, ein sicheres Zeichen, dass es hier etwas spannendes zu sehen gibt. Schwarznasen-Impalas, Zebras, Springböcke, Giraffen, Schakale und jede Menge Perlhühner sind in Sichtweite der Wasserstelle. Die Tieren wirken nervös.

Etoscha Nationalpark Eingangstor Wasserloch Etoscha Impala-Antilopen

Jetzt erst entdecke ich zwei Löwen, die gut getarnt und strategisch günstig um das Wasserloch liegen. Nein, nicht zwei, sondern insgesamt acht Löwen sind in der Nähe! Die Raubkatzen wissen, dass die Tiere irgendwann zum Wasser müssen, da sie ansonsten verdursten. Der König der Tiere weiß um seine Macht.

Löwen Etoscha Nationalpark Löwe im Etoscha

11.06.2012: Tierbeobachtungen in Etoscha Nationalpark

Die Tore vom Fort Namutoni Camp werden bei Sonnenaufgang um 06:30 Uhr geöffnet. Pünktlich stehe ich mit meinem Auto bereit, um den kühlen Morgen zu nutzen. Viele Tiere sind um diese Zeit am aktivsten; während der Mittagshitze legen sie meist ein Schläfchen ein.

Fort Namutoni, Etoscha Nationalpark Etoscha Öffnungszeiten

Es ist Nebensaison und wenige Fahrzeuge sind unterwegs. Meist stehe ich alleine am Straßenrand oder Wasserloch und beobachte die Tiere in Ruhe. Springböcke kommen zum Wasser, trinken und gehen wieder. Als nächstes kommen Zebras, trinken und verschwinden zwischen den Büschen. Eine Tierart nach der anderen kommt und verlässt die Szenerie. Meist beobachtet das männliche Tier die Umgebung um die Gruppe gegebenenfalls bei Gefahr warnen zu können.

Wasserloch Etoscha Nationalpark Tiere im Etoscha Nationalpark
Giraffen auf der Straße im Etoscha Zebras auf der Strasse im Etoscha

Bei der Weiterfahrt sehe ich in der Ferne ein Tier auf der Straße. Die Umrisse lassen auf einen Löwen oder einen Leoparden schließen. Ich nähere mich langsam der Stelle, wo die Großkatze zwischen den Sträuchern verschwunden ist. Die Katze ist so gut getarnt, dass es schwer ist, sie in geringer Nähe auszumachen.

Ein Leopard! Nur etwa fünf Meter von mir entfernt schleicht er durch das Gehölz. Er nimmt mich wahr, hat aber keine Angst, da von Autos keine Gefahr für ihn ausgeht. Leoparden in Afrika beobachten zu können ist ein besonderes Glück, für mich sind sie die schönsten und elegantesten Tiere.

Leopard Etoscha Nationalpark Leopard in Namibia

In der Nähe von meinem heutigen Campingplatz im Halali Camp befindet sich eine Wasserstelle, die man zu Fuß erreichen kann.  Zum Schutz der Besucher ist die Aussichtsplattform eingezäunt. Gerade als ich ankomme und meinen Photoapparat auspacke, schleicht ein Leopard zum Wasser. Er inspiziert die Umgebung, setzt sich zum Wasser und beginnt zu trinken. Bei meinen letzten beiden Besuchen im Etoscha Nationalpark habe ich keinen gesichtet, und heute gleich zwei. Was für ein Glückstag!

Namibia Leopard Leopard am Wasserloch

12.06.2012: Begegnung mit Geparden im Etoscha Nationalpark

Am Straßenrand steht offener Jeep, der Gäste einer Lodge durch den Park fährt. Alle Fotokameras sind nach links gerichtet. Ich sehe vorerst nichts, dann streckt ein Tier den Kopf aus dem langen Gras, ein zweiter und dann noch ein dritter Gepard sind zu sehen. Sie blicken über die Savannenlandschaft.
Geparden Etoscha Nationalpark Gepard Etoscha

Geparden sind die schnellsten Landtiere und sprinten bis zu 110 km/h. Plötzlich bewegt sich eines der Tiere und schleicht sich an. Er scheint etwas hinter meinem Auto erblickt zu haben. Ich sehe in weiter Ferne eine Impala-Antilope. In geduckter Haltung bewegt sich das Tier elegant dem vermeintlichen Opfer zu. Schlussendlich bricht der Gepard den Angriff ab und kehrt zu den beiden anderen zurück. Noch eine Weile beobachte ich die seltenen Geparden bis sie in der Graslandschaft verschwinden.

Etoscha Gepard Etoscha Nationalpark Geparden

13.06.2012: Das Wasserloch im Okaukuejo Camp, Etoscha Nationalpark

Die kalte Luft im Gesicht lässt mich erwachen. Es ist drei Uhr früh, mein Thermometer zeigt 4°. Ich ziehe meinen Schlafsack soweit als möglich zu, nur mehr die Nasenspitze ragt heraus. An ein Weiterschlafen ist nicht zu denken. Plötzlich höre ich ein lautes Brüllen. Ein Löwe. Bin ich deshalb wach geworden? Immer wieder stößt die Raubkatze seine typischen, die Nacht durchdringenden Laute aus.

Okaukuejo Wasserloch Kudus Etoscha Nationalpark

Am frühen Morgen gehe ich zum Wasserloch des Okaukuejo Camps. Springböcke, Zebras, Gnus, Kudus und Spießböcke kommen und gehen. Dazwischen laufen zwei Schakale, die direkt neben dem Wasser ihren Bau haben.

Okaukuejo Wasserloch in Namibia
Oryx Antilopen Etoscha

Schon gestern Abend konnte ich Elefanten, Nashörner und Giraffen an der beleuchteten Wasserstelle beobachten. Ich glaubte mich in einen Naturfilm reinversetzt. Die Szenerie wirkte unwirklich; unwirklich schön.

Elefant in der Nacht in Okaukuejo Giraffen im Okaukujeo Etoscha

Trotz der vielen Tiere ist es ruhig. Springböcke stapfen durch das Wasser, hin und wieder stoßen Zebras seltsame, schrille Laute aus. Vögel kreisen über die Szenerie und zwitschern. Es ist friedlich. Wie schön unsere Natur doch ist!

Erdhörnchen im Etoscha Nationalpark Gelbschnabeltoko Etoscha
Gabelracke Namibia Etoscha Nationalpark Wasserloch

14.06.2012: Erholung in der Vingerklip Lodge

Vingerklip - Fingerklippe in Namibia

Die Vingerklip oder Fingerklippe ist eine rund 35 Meter hohe Felsnadel im Ugab-Tal. Ich besuche zu Mittag die Vingerklip Lodge, von wo aus ich einen herrlichen Rundblick über die Fingerklippe und die Tafelberge habe.

Vingerklip Lodge, Namibia Vingerklip Lodge

Die Lodge wirkt einladend, nach vier kalten Campingnächten lockt mich diese schön in die Landschaft integrierte Lodge.  Die Zimmer sind rustikal eingerichtet und haben alle eine Terrasse mit traumhafter Aussicht.

Pool Vingerklip Lodge Zimmer, Vingerklip Lodge

Ich beschließe hier zu nächtigen und beziehe mein Zimmer. Nach dem Abendessen setze ich mich auf die Terrasse und bewundere den Sternenhimmel, der unglaublich hell leuchtet.

Terrasse Vingerklip Lodge, Namibia

15.06.2012: Versteinertes Holz im Damaraland

Salmon begrüßt mich und weist auf ein Hinweisschild, dass das Entfernen von Gestein auf unserem Rundgang verboten ist. Im Petrified Forest National Monument finde ich jede Menge versteinertes Holz in allen Größen vor. Knopfgroße Stücke und auch ganze Baumstämme, die vor Millionen von Jahren hier angeschwemmt wurden. Es sieht aus wie ein Stück Holz, ist aber hartes und schweres zu Gestein gewordenes Holz. Sogar die Jahresringe sind gut noch zu erkennen.

Petrified Forest Namibia Versteinertes Holz in Namibia

Nach dem halbstündigen Rundgang bietet Salmon an, dass er und seine Kollegen ein traditionelles Lied für mich singen. Touristen im Juni sind in Namibia rar, und so versuchen die Angestellten der Einrichtung noch etwas Trinkgeld zu verdienen.

Versteinertes Holz im Petrified Forest National Monument Chor im Damarland

Ein paar Kilometer weiter gibt es ebenfalls ein Areal mit vielen versteinerten Baumexemplaren. Ich mache auch hier Halt. In Namibia ist es üblich, dass man sich bei Sehenswürdigkeiten, Gästefarmen und Campingplätzen in ein Buch einträgt. Bei diesem Stopp sehe ich, dass der letzte Besucher vor vier Tagen hier war. Alleine suche ich mir einen Weg durch das Gestein und die vielen versteinerten Holzstückchen. Viele sind sicherlich bereits in den Hosentaschen der Besucher verschwunden. Als ich zum Auto zurückkomme, fragt mich der junge Mann vom Office höflich, ob er eine Flasche Wasser haben kann. Ob die bis zu den nächsten Besuchern reicht?

Three Stages Petrified Forest, Namibia Versteinertes Hotel Damaraland

15.06.2012: Attraktionen um Twyfelfontein

In Twyfelfontein führt mich Engelhardt zu den bis zu 5000 Jahre alten Felsgravuren.

Guide in Twyfelfontein Felsgravuren Twyfelfontein

Auf den Felsen sind Giraffen, Nashörner, Gnus und Löwen abgebildet. Manche Felsgravuren dürften Landkarten mit eingezeichneten Wasserstellen sein. Die bekannteste Abbildung ist der „Dancing Kudu“, ein Fabelwesen in tanzender Haltung.

Dancing Kudu, Twyfelfontein Twyfelfontein, Namibia

Eine andere namibische Sehenswürdigkeit in der Gegend sind die „Orgelpfeifen“. Sie sind in einer kleinen Schlucht zu besichtigen. Die Basaltsäulen sind teilweise bis zu fünf Meter hoch. Gleich daneben stoppe ich beim „Verbrannten Berg“. Die Gesteinschichten sind vulkanischen Ursprungs und sehen wie Schlacke aus.

Orgelpfeifen Twyfelfontein Verbrannter Berg, Namibia

16.06.2012: Fahrt durch die Skelettküste in Namibia

Bei Sonnenaufgang fahre ich auf einsamen Straßen durch das Damaraland. Die Morgensonne verzaubert die Landschaft.
Damaraland Namibia

Das Tor zum Eingang des Skelton Coast Park ist verschlossen. Das Office dahinter ist geöffnet, aber niemand ist da. In der Nähe heult nach etwa 10 Minuten plötzlich ein Stromgenerator auf, ein Zeichen von Leben. Der Wachmann eilt herbei und entschuldigt sich für seine Abwesenheit : „Thank you for waiting“, als hätte ich eine andere Wahl gehabt. Nach dem Eintrag ins Besucherbuch öffnen sich mir die Tore zur Skelettküste.

Eingangstor Skelettküste Skeleton Coast National Parc

Die Landschaft ändert sich schlagartig und wird von Kilometer zu Kilometer eintöniger. Links und rechts der Straßen wächst nur noch die in Namibia endemische Welwitschia Mirabilis. Bis zu 2000 Jahre werden diese Pflanzen alt. Man glaubt es  nicht, die Welwitschia hat nur 2 Blätter, Wind und Wetter zersausen diese regelrecht.

Welwitschia Namibia Welwitschia Mirabilis

Mein Weg führt entlang des Meeres in südliche Richtung. Unzählige Schiffe sind an dieser Küste gestrandet, viele Menschen haben hier ihr Leben gelassen, daher auch der Name Skelettküste. Ein alter Bohrturm, mit dem hier vergeblich nach Öl gesucht wurde, verrostet am Straßenrand. Am Strand fahre ich zu zwei alten Schiffswracks, die schon fast vollständig verwittert sind.

Schiffswrack Skelettküste Ölbohrturm Skelettküste

Bei meinem fünfstündigen Aufenthalt an der Küste begegne ich insgesamt nur zwei weiteren Fahrzeugen. Ich bekomme einen Eindruck von der Hoffnungslosigkeit,  die die hier gestrandeten Schiffsbrüchigen gehabt haben müssen. Weite, Leere, Wind, Sand und Meer.

Straße in der Skelett-Küste Skelettküste Namibia

16.06.2012: Pelzrobben am Kreuzkap

Der portugiesische Seefahrer Diego Cão war der erste Europäer, der das Kreuzkap (Cape Cross) besuchte. Er hinterließ 1486 hier ein Kreuz (das Original steht heute im Museum für Deutsche Geschichte in Berlin).
Cape Cross - Kreuzkap - Namibia

Ich besuche das Cape Cross aber auch wegen der Kolonie von Zwergpelzrobben. Man schätzt die Anzahl der Tiere auf 80 – 100.000. Schon beim Aussteigen aus dem Auto riecht man die Tiere. Die Robben stoßen laute Geräusche aus, es erinnert mich an das Blöken von Schafen.

Cape Cross - Robben Robbenkolonie am Cape Cross

Die Tage im namibischen Winter sind sehr kurz, die Sonne geht bald nach 17 Uhr unter. Das Fahren bei Nacht ist nicht ratsam, da man auf den Schotterpisten leicht Schlaglöcher übersehen kann. Durch die vielen Spaziergänge und Photostopps habe ich fast die Zeit übersehen und lande ungeplanterweise in Hentiesbaai. Hier finde ich ein Hotelzimmer zum Übernachten und erlebe einen außergewöhnlichen Sonnenuntergang am Strand.

Sonnenuntergang Hentiesbaai
Sonnenuntergang Namibia

17.06.2012: Fahrt zur Spitzkoppe und zum Erongo Massiv

Aus einer schier endlosen Ebene erheben sich die kleine und die große Spitzkoppe. Ich besuche diesen Platz zum ersten Mal und bin begeistert. Die Granitfelsen sind rötlich gefärbt und erinnern mich an den Ayers Rock in Australien.

Spitzkoppe Namibia Namibia Spitzkoppe

Eine Stahlkette hilft beim Aufstieg zum Bushmans Paradise. Unter einer Felswand findet man Felszeichnungen der hier ursprünglich lebenden San (Buschmänner). Bis zu 5000 Jahre alt sollen diese Zeichnungen sein. Die Abbildungen zeigen Menschen und verschiedenste Tiere dieser Region. Der genaue Zweck der Zeichnungen und ob es überhaupt einen gegeben hat, ist bis heute nicht geklärt.

Spitzkoppe, Bushmans Paradise Felsmalerei Spitzkoppe

Auf der Ameib Ranch schlage ich heute mein Nachtquartier auf. Die 1933 geborene Besitzerin sitzt hinter einem Stoß von Papieren und Rechnungen und begrüßt mich freundlich. Die einstige Farm ist heute ein privates Naturschutzgebiet. Ein bekannter Platz hier heißt „Bull’s Party“. Eine Ansammlung von kugelförmigen Granitfelsen mit zehn Metern Durchmesser und mehr. Die wahre Größe erkennt man auf den Fotos nur bei einem Vergleich mit dem Menschen. Als ob ich in einen Zeichentrickfilm versetzt bin, derart unwirklich wirken diese Felsriesen. Fred Feuerstein hätte seine Freude …

Ameib Ranch, Namibia Bullmans Party, Ameib Ranch

18.06.2012: Swakopmund – ein Stück Deutschland in Namibia

„Swakopmund – ein Stück Deutschland in Namibia“, so liest man es immer wieder in Reiseführern. Überall im Stadtzentrum bemerke ich deutschsprachige Straßenschilder oder Geschäfte und Restaurants mit deutschen Inhabern. „Hopfen und Malz, Gott erhalts“.

Swakopmund Luftansicht Swakopmund Brauhaus

Eine große Anzahl von Häusern und Gebäuden wurden während der Deutschen Kolonialzeit im Jugenstil erbaut. Das Hohenzollern-Haus sowie das Alte Amtsgericht sind nur zwei von vielen historischen Gebäuden. Die Innenstadt besteht eigentlich nur aus ein paar Straßen und einer Fußgängerzone mit vielen Souvenirshops und Safari-Ausstattern. Eine gute Gelegenheit mir noch eine zusätzliche warme Jacke für die kalten Nächte zu besorgen.

Hohenzollern Haus Swakopmund Swakopmund Leuchtturm

Ein Wahrzeichen der Stadt  ist der unübersehbare Leuchtturm in der Nähe des Swakopmund Museums. Ein Besuch im Museum lässt mich staunen:  alte Druckereimaschinen, eine Apotheke, ein Zahnarztzimmer und noch vieles mehr ist ausgestellt und erinnert an die Geschichte Deutsch-Südwest-Afrikas. Ein Spaziergang führt mich zur alten „Jetty“. 1912 begann man mit dem Bau der Eisenbrücke um eine Landungsbrücke für die Schiffe zu errichten. Wegen der rauen See gelang dies jedoch nicht. Heute ist der Steg eine Touristenattraktion und man genießt den Blick auf die Stadt.

Museum Swakopmund Jetty Swakopmund

19.06.2012: Namib Wüste – die Wüste lebt

Unmittelbar am Stadtrand von Swakopmund beginnt die Namib Wüste. Ein öder, leerer, toter Landstrich. Ist er aber nicht, das lerne ich heute bei der „Living Desert Tour“ von Douglas. Wir fahren mit einem Geländewagen in die Dünen. Douglas steigt aus dem Auto und erblickt sofort einen etwa ein Zentimeter hohen Sandhaufen. Er beginnt mit den Händen zu graben und plötzlich wird eine Spinne, die Radschlagende Weissspinne, sichtbar.
Living Desert Tour Swakopmund Spinne Swakopmund

Douglas geht erneut auf  Tiersuche und erblickt mit geschultem Blick ein kleines Loch im Wüstensand.  Langsam legt er das Versteck eines Wüstengeckos frei. Das junge Tier steht starr vor unseren Kameralinsen. So alle 30 Sekunden macht es eine Bewegung, die wie Liegestütze aussehen. Die Haut ist so durchsichtig, dass man Knochen, Innereien und die Adern sehen kann.

Namibia, Wüsten Gecko Living Desert, Swakopmund

Eine beinlose Echse, ähnlich der Blindschleiche ist die nächste Entdeckung. Unglaublich, dass Tiere in der völlig trockenen Umgebung leben können. Wüsteneidechsen sind sehr schwer einzufangen. Blitzschnell laufen sie über den Sand und vergraben sich binnen Sekunden unter die Oberfläche. Douglas springt einer Echse hinterher, fängt sie ein und erklärt uns deren Lebensweise.

Blindschleiche Namibia Wüsteneidechse Namibia

Krönender Abschluss der Halbtagestour ist die Entdeckung eines Chamäleons. Das Tier ist schwarz und sitzt unter einem kleinen Busch. Douglas wirft ihm eine Larve hin und blitzschnell schnappt sich das Chamäleon das Futter. Es kaut, bewegt sich und klettert unter dem Busch hervor. Sobald es in die Sonne kommt,  ändert es die Farbe und erscheint in Grüntönen. Dass  Chamäleons ihre Farbe ändern können, habe ich schon im Schulunterricht gelernt, dies aber tatsächlich in der Natur erleben zu können, ist ein besonderes Ereignis.

Chameleon Namibia Chamaeleon Namibia

Die Wüste lebt.

19.06.2012: Der südliche Sternenhimmel in Namibia

Jede Nacht meiner Namibiareise bin ich vom Sternenhimmel fasziniert. Aufgrund der besonders trockenen Luft, der geringen Luftverschmutzung und der fehlenden künstlichen Beleuchtung, zählt Namibia zu den besten Gebieten der Welt um den Sternenhimmel beobachten zu können. In meinem Gästehaus in Swakopmund finde ich einen Aushang von Ansgar vor. Er hat in Deutschland Astronomie studiert und in Swakopmund das Unternehmen „Stargazing Adventures“  gegründet. Ich vereinbare mit ihm einen Abendtermin um mehr über das Universum zu erfahren.

Stargazing Namibia Stargazing Swakopmund

Wir fahren rund 40 Kilometer in die Wüste und stellen das Teleskop auf. Neben den Planeten Merkur und Mars ist vor allem der Saturn mit seinem Ring zu erkennen. Ich besitze keine spezielle Kamera um Sternenbilder fotografieren zu können. Ich hoffe mir aber die wichtigsten zu merken, um  sie in der nächsten Woche nochmals ausmachen zu können: Kreuz des Südens, Skorpion, Schütze und Centaurus. Ansgar erklärt mir unser Sonnensystem inklusive der Milchstraße und zeigt mir mit dem Teleskop noch andere Galaxien, die so unvorstellbar weit entfernt sind, dass es schwer fällt, dies begreifen zu können. Allein der nächtliche Sternenhimmel ist eine Namibiareise wert.

Stargazing Adventures Namibia Südliche Sternenhimmel

20.06.2012: Rundflug über den Namib Naukluft Park

Ich bleibe noch einen Tag länger als geplant in Swakopmund. Mehrere Flugunternehmen bieten Rundflüge in die Umgebung an. Ich entscheide mich für einen rund zweistündigen Flug über die Namibwüste.
Rundflug Swakopmund Namib Naukluft Park

Aus der Luft aus bekomme ich erst so richtig einen Eindruck über die Weite des Landes. Die verschiedensten Dünenarten leuchten in den unterschiedlichsten Farben. Sogar zwei Oryx-Antilopen erblicke ich aus dem Flugzeug.

Soussusvlei Rundflug

Ich sitze neben dem Piloten und er fragt mich, ob ich das Steuer übernehmen möchte. Ich sage spontan ja, und plötzlich bewegt sich die kleine Cessna nach meinem Willen.

Cockpit Rundflug Namibia Dünen Rundflug Namibia

An der Küste fliegen wir über zwei Schiffswracks. Dem stürmischen Wind und Wetter ausgesetzt verfallen diese langsam zwischen Meer und Wüste. Mit dem Schiff  zu stranden kam früher meist einem Todesurteil gleich. Mit einem Loop über Walvis Bay und Swakopmund landet der Pilot wieder sicher am Boden.

Schiffswrack Namib Swakopmund Luftansicht

21.06.2012: Fahrt durch den Namib Naukluft Park

Der Kuiseb-Fluss schneidet eine Schlucht durch die Felsen. Die deutschen Geologen Henno Martin und Hermann Korn versteckten sich in dieser Gegend bei Ausbruch des 2. Weltkrieges. Zwei Jahre lang lebten sie in dieser unwirtlichen Gegend. Den täglichen Kampf ums Überleben beschreibt Henno Martin in seinem Buch „Wenn es Krieg gibt, gehen wir in die Wüste“. Zur ersten Lagerstätte der beiden führt heute ein Fußweg.

Kuiseb Canyon Namibia Henno Martin Shelter

Der Stamm der Köcherbäume besteht aus schwammigen Mark, das große Mengen Wasser speichern kann. Die Planzen können so lange Trockenperioden überleben. Ein toter ausgetrockneter Baum ist sehr leicht und kann von einer Person ohne Mühe getragen werden. Ich hebe einen abgestorbenen Ast auf, er ist kaum schwerer als ein Blatt Papier. Juni und Juli ist Blütezeit. Die hellgelben, bis zu 25 cm langen Blütenstände locken viele Vögel und Insekten an.

Köcherbaum Namibia Blüten Köcherbaum

Im Ort Solitaire mache ich eine Tankstopp. Der Besitzer sammelt alte Autos und LKWs, die ein tolles Fotomotiv ergeben. Der hausgemachte Apfelstrudel, den es in der kleinen Bäckerei gibt, ist weit und breit bekannt und schmeckt wirklich lecker.

Tankstelle Solitaire Oldtimer in Solitaire

Je weiter ich in den Süden fahre, umso abwechslungsreicher wird die Landschaft; das Licht der späten Nachmittagssonne färbt das Gras und die Berge in wunderschöne Pastelltöne.

Namib Naukluft Park

22.06.2012: Die Dünen von Soussusvlei

Die Parktore zu den Dünen von Soussuvlei öffnen um 05:45 Uhr, das heißt früh aufstehen! Rund 60 Kilometer sind es bis zum Ziel. Nach wenigen Kilometer beginnt der Nebel. Ob sich das frühe Aufstehen lohnen wird? Rechts der Straße erblicke ich einen umherstreifenden Schabrakenschakal. Während ich ihn beobachte, springt vor mir ein Springbock auf die Straße, mit einer Vollbremsung verhindere ich einen Zusammenstoß.

Campingplatz in Sesriem

Die letzten Kilometer sind nur noch mit einem Allradfahrzeug zu bewältigen. Ich reduziere den Luftdruck meiner Reifen um nicht im Sand stecken zu bleiben. Da ich schon mehrmals hier war, kenne ich die Gegend und finde den Weg hinauf auf eine Sanddüne direkt am Soussusvlei. Nach der Dünenbesteigung beginnt das Warten ob und wann sich der dichte Nebel verzieht. Nach 90 Minuten ist meine Geduld zu Ende, die Sonne will sich nicht zeigen und ich stapfe durch den Sand zurück. Ich mache es mir auf einer Bank gemütlich und schreibe an meinem Reisetagebuch.

Soussusvlei Dünen im Nebel Reisedoktor Reisetagebuch

Die Dünen von Soussusvlei sind bis zu 300 Meter hoch und zählen zu den höchsten Sanddünen der Welt. Es handelt sich hier um Sterndünen, dh. von einem Scheitelpunkt aus verlaufen die Dünenkämme nach allen Richtungen.

Soussusvlei Dünen in Namibia

Ein paar Kilometer weiter befindet sich das Deadvlei, eine Ton-Pfanne mit vielen abgestorbenen Akazienbäumen. Als der Fluss Tsaucheb vor Jahrhunderten seinen Lauf änderte, vertrockneten die Bäume und verrotten aufgrund der Trockenheit sehr langsam. Die Akazien sollen bis zu 500 Jahre alt sein.

Deadvlei in Namibia

Die Sonne hat endlich die Wolken verdrängt und ich bleibe noch bis zum Sonnenuntergang in dieser faszinierenden Dünenwelt.

Sanddünen Namibia Sandpisten nach Soussus Vlei

23.06.2012: Ballonfahrt über die Namib Wüste (Soussusvlei)

Es ist noch dunkel, ich klettere aus dem Zelt, der Himmel ist bedeckt. Ob heute die Ballonfahrt bei Sonnenaufgang stattfinden wird? Um sechs Uhr warte ich am Eingangstor des Campingplatzes und werde wie vereinbart abgeholt. Die Wolkendecke scheint aufzureißen, jetzt freue ich mich umso mehr auf die Fahrt.

Ballonfahrt Namibia Ballonfahrt Sonnenaufgang

John lässt nochmals heiße Luft in den Ballon und im nächsten Moment schweben wir schon in der Luft. Rasch erreichen wir eine Höhe von 800 Meter über dem Boden. Ein zweiter Ballon begleitet uns die gesamten 90 Minuten in der Luft. Immer wieder tauchen wir in Nebelwolken ein, die Ausblicke sind fantastisch. John, der jeden Tag hier mit dem Ballon fährt, macht ebenfalls ein paar Fotos, „Wolken und Nebel gibt es hier nur 2-3 Mal pro Jahr“.

Ballon Soussusvlei Ballon über den Wolken

Der Wind weht in verschiedenen Höhen in unterschiedliche Richtungen. So wird der Ballon in eine bestimmte Richtung gesteuert. Der Korb streift dabei manchmal sogar fast den Boden.

Namib Sky Ballooning Ballonfahrt Sesriem

ohne Worte …

Namib Sky Ballonfahrt
Elim Düne vom Ballon

Nach der Landung gibt es ein fantastisches Champagnerfrühstück mit geräuchertem Kudufleisch, Springbocksalami und anderen Köstlichkeiten. Eine willkommene Abwechslung zu meinem sonst einfachen Campingfrühstück.

Champagner Frühstueck Ballon Frühstück

23.06.2012: Campingplatz in den Tirasbergen

„Little Hunters Rest“ heißt mein heutiger Campingplatz in den Tirasbergen. Jäger gibt es hier zum Glück schon lange nicht mehr. Ich bin der einzige Gast und genieße die vollkommene Ruhe.

Little Hunters Rest Camping Camping Tirasberge, Namibia

Hier ist ein traumhaft schöner Platz um länger zu bleiben. Meine Reise geht aber dem Ende zu und so ist das die letzte Nacht im Zelt, die mir aber sicherlich lange in Erinnerung bleiben wird. Bei einem wärmenden Lagerfeuer unter einem glasklaren Sternenhimmel lasse ich die Seele baumeln.

Namibia Sonnenuntergang Namibia Lagerfeuer

24.06.2012: Die Geisterstadt Kolmannskuppe

1908 entdeckte der Eisenbahnarbeiter Zacharias Lewala die ersten Diamanten in Namibia. Es folgte ein regelrechter „Diamantenrausch“ und in Kolmannskuppe lebten bis zu 300 Familien, die meist aus Deutschland kamen.

Kolmannskuppe Geisterstadt Kolmannskuppe

Damals konnte man gutes Geld verdienen. „Man musste sich nur bücken, um die Diamanten aufzuheben“, so lauten viele Erzählungen aus der damaligen Zeit.

Kolmannskuppe Alte Fotos Diamanten Kolmannskuppe

In Kolmannskuppe gab eine eigene Salzwasserentsalzunganlage, ein Schwimmbad, eine Schule und ein Krankenhaus mit fast so vielen Betten wie Einwohner. Das erste Röntgengerät im südlichen Afrika wurde ebenfalls hierher geliefert. In einem riesigen Festsaal wurde Theater gespielt und es wurden regelmäßig Bälle veranstaltet. Auch die Kegelbahn zählte zu einem beliebten Treffpunkt.

Kolmannskuppe Kegelbahn Museum Kolmannskuppe

1914 kamen 20% der Weltdiamantenproduktion aus diesem Gebiet. Der Wüstensand war aber schnell leer geräumt und 1930 wurde der Diamantenabbau eingestellt. Heute spazieren Touristen durch die Geisterstadt. Der Wind füllt die Häuser mit Sand und die Wüste holt sich die Stadt zurück.

Kolmannskuppe Häuser Kolmannskuppe Ghost Town

25.06.2012: Ein Tag in Lüderitz

Sich alle Sehenswürdigkeiten in Lüderitz an einem Tag anzusehen, sollte eigentlich möglich sein. In der Realität sieht es dann ganz anders aus.  Das Museum ist von 15:30-17 Uhr geöffnet, das Görke-Haus von 16-17 Uhr, die Felsenkirche von 17-18 Uhr, usw. Man muss nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Da ich nicht alle Infos aus meinem Reiseführer entnehmen kann, stehe ich mehrmals vor verschlossenen Türen.

Lüderitz, Namibia Felsenkirche in Lüderitz

Mit der Schließung der Diamantenmine von Kolmannskuppe begann die Absiedelung aus Lüderitz. Heute zählt die Stadt rund 25.000 Einwohner. Die meisten Gebäude im Zentrum wurden in der Zeit des Diamantenfiebers zwischen 1908 und 1914 errichtet.

Haus in Lüderitz Lüderitz Zentrum

Bekannt ist die Stadt heute wegen seiner Austernzucht. Direkt im Betriebsgelände einer Zucht befindet sich die Shear Water Oyster Bar. Nach meiner Bestellung werden die Austern aus dem Becken geholt und zubereitet. Frischer geht’s nicht! Und die Austern schmecken fantastisch!

Diaz Point in Lüderitz Austernbar in Lüderitz

26.06.2012: Bootsfahrt zur Halifax Island

Der letzte Tag meiner Namibiareise ist angebrochen. Nach vielen Tagen in der trockenen Namib-Wüste ist eine Bootsfahrt eine willkommene Abwechslung. Mit dem Katamaran fahre ich vorbei an einem Minenschiff, das den Meeresboden vor der Küste regelrecht absaugt. Es werden jedoch nicht mehr genügend Diamanten gefunden um die Kosten zu decken. Das Schiff liegt bereits seit zwei Jahren hier vor Anker.

Bootsfahrt Lüderitz Minenboot Lüderitz

Delfine spielen mit unserem Boot, sie tauchen unter uns durch oder schwimmen unter den Bootsbug. Es handelt sich um eine sehr kleine Delfinart, die meterhoch aus dem Wasser springen und richtige Saltos in der Luft schlagen kann. Es ist fast unmöglich gutes Fotos zu machen, so schnell sind die Tiere.

Delfine Lüderitz Delfine Namibia

Auf Halifax Island lebt eine Pinguin Kolonie. Die Insel steht heute unter Naturschutz. Mit dem Katamaran fahren wir nahe an das Ufer um die Tiere beobachten zu können. Der Skipper serviert dazu Heiße Schokolade.

Halifax Insel Lüderitz Pinguine Lüderitz

Den letzten Tag meiner Namibiareise lasse ich am Achatstrand in der Nähe der Stadt ausklingen. In Gedanken plane ich schon meine nächste Namibia-Reise.

Achat Strand Lüderitz