02.01.2015: Ich besuche die Hauptstadt von Kap Verde – Praia
Sehr kurzfristig habe ich meine nächste Reise gebucht. Schon öfters zeigte mein Finger auf der Landkarte auf die westlich vor Senegal liegenden Inseln von Kap Verde. Mit zwei kurzen Flügen über Lissabon bin ich auch schon da. Meine Reise starte ich in der Hauptstadt Praia. Das Zentrum der Stadt liegt erhöht auf einem Plateau. Mitten durch das Zentrum verläuft eine Fussgängerzone, wo viele Cafes und kleine Restaurants zum Verweilen einladen.
Neben alten Häusern aus der Kolonialzeit stehen moderne Gebäude mit Glasfassaden. Dazwischen liegt ein lebendiger Markt, auf dem Obst, Gemüse, Fisch und Fleisch verkauft werden.
Etwas außerhalb des Zentrums liegt der Mercado Municipal. Um 10 Uhr haben erst wenige Verkaufsstände geöffnet. In den unzähligen Gängen des großteils überdachten Marktes gibt fast alles zu kaufen. Neben neuer Kleidung liegen gebrauchte Schuhe und T-Shirts, die aus Kleidersammlungen aus Europa oder der USA hier landen.
Daneben flechten Frauen langes Kunsthaar in die krausen Haare der Einheimischen. Betten, Elektrogeräte, Kosmetika und noch vieles mehr werden angeboten. Für einen Markt ist es relativ ruhig hier und auch als Tourist wird man nicht von den Händlern zum Kaufen animiert.
Am Abend besuche ich das Musikrestaurant 5al da Música. Ein kapverdischer Musiker singt rhythmische Lieder. Der gegrillte Oktopus schmeckt gleich doppelt so gut.
03.01.2015: Mit dem Mietwagen von Praia – Assomada – Serra Malagueta nach Tarrafal
Ungeduldig warte ich auf den Mietwagenverleiher, europäische Pünktlichkeit zu erwarten ist keine gute Idee. Eigentlich weiß ich das von meinen vielen Afrikareisen, aber trotzdem möchte ich nicht zuviel Zeit am heutigen Tag verlieren, denn ich habe einiges eingeplant. Um 10 Uhr geht es los und ich fahre mit meinem Mietwagen nach Assomada. Hier im Zentrum der Insel Santiago besuche ich einen lebendigen afrikanischen Markt. Bunt gekleidete Frauen sitzen oder liegen bei oder auf ihren ebenso bunten Waren. Oftmals übersieht man eine Verkäuferin in ihrer gut getarnten Kleidung. Eine Treppe führt auf das Dach des Marktes und ich kann hier in Ruhe dem Treiben am Markt zusehen und die Händlerinnen bei ihrer Arbeit beobachten.
Bunte Stoffbänder werden mit Tretnähmaschinen bearbeitet, frisch gefangener Thunfisch wird zerlegt und scharfe Würstchen werden im Fett gebraten. Gab es früher in jeder größeren österreichischen Ortschaft den bekannten Dorfdeppen, so scheint es auf dieser Insel auch auf jeden Markt einen Verrückten zu geben. Gestern griff mir eine betagte alte Dame auf dem Markt in Praia dauernd auf mein Hinterteil, heute verfolgt mich ein sichtlich verwirrter Mann durch die engen Wege im Markt.
Die Fahrt in Richtung Norden führt mich über die Serra Malagueta. Eine steile Treppe führt mich auf eine Anhöhe mit traumhaften Ausblicken in alle Himmelsrichtungen. Die Wolken ziehen über die Bergrücken wie Wellen, die über Felsen schlagen. Blumen, Vögel und Spinnen sind abwechslungsreiche Fotomotive.
Am Abend erreiche ich ganz im Norden der Insel den Ort Tarrafal. Am feinen Sandstrand liegen voller Erwartung die Fischerboote auf die morgentliche Ausfahrt auf den Atlantik. Im Restaurant über der Bucht speise ich am Abend frisch gefangenen Tunfisch. Die Sonne leuchtet nochmals rötlich durch die Wolken und verabschiedet sich hinter eine Reihe Segelboote.
04.01.2015: Von Tarrafal über die Ostküste retour nach Praia
Fischer ziehen frühmorgens ihr kleines Fangboot an den Strand von Tarrafal. Frauen warten bereits mit großen Kunststoffgefäßen und kaufen den Fischern den Fang ab. Dieser landet dann irgendwo auf dem Markt oder in den Restaurants im Ort. Viele weitere Fischerboote liegen am Sandstrand, die letzte Nacht anscheinend nicht auf Fang aus waren.
Sauber geputzt und schön gestrichen liegen die Fischerboote fast wie eine Dekoration auf dem Strand. Dazwischen streunen viele Hunde herum, einer davon ist noch ganz jung und gerade Mal so groß wie eine Faust.
Mit meinem Mietwagen fahre ich die Ostküste der Insel Santiago retour in die Hauptstadt Praia. Zu Mittag erreiche ich den Ort Pedra Badejo.
Direkt am Hafen starren viele aufgeregte Leute hinaus aufs Meer. Was wird hier wohl passiert sein? Am Horizont sieht man vier oder fünf Fischerboote in der Nähe der Küste. Ist ein Boot auf Grund aufgelaufen? Es stellt sich heraus, dass der Motor eines Fischerbootes defekt war und das Boote auf ein Riff getrieben wurde. Wenig später kommen die Boote zurück in den Hafen. Das defekte Boot im Schlepptau, die zwei Fischer schöpfen mit Kübeln Wasser aus dem Rumpf. Gleich über dem Hafen kann ich dem weiteren Treiben zusehen. Das Restaurant Falucho liegt ideal gelegen direkt auf einer Landzunge. Ein idealer Ort um sich von der Fahrt zu erholen und eine Pause einzulegen.
Zurück in Praia fahre ich noch zum Leuchtturm Ponta Temeroasa. Überraschenderweise stehen oben fotografierende Besucher. Noch nie war ich auf eine Leuchtturm. Und tatsächlich, Besucher sind hier willkommen und ich steige die Wendeltreppe hinauf zum riesigen Scheinwerfer, der Schiffe auch noch heute den sicheren Weg in die Bucht weist. Der Wind bläst hier besonders stark und das Geländer ist derart verrostet, dass man ihm nicht zu Nahe kommen möchte.
05.01.2015: Museo Etnografico de Praia auf Kap Verde
Direkt in der Fußgängerzone von Praia besuche ich das Ethnografische Museum, auf portugisisch, Museo Etnografico, genannt. Die Ausstellung ist sehr überschaubar, zeigt aber interessante Exponate, die zum Teil erst vor ein paar Jahren von einem auf Meeresgrund liegendem Wrack gehoben worden sind.
Dieser große Kupfertopf wurde wahrscheinlich benutzt um Essen für die Sklaven, die in die Kolonien abtransportiert wurden, zuzubereiten. Die Kap Verden waren für rund 100 Jahr lang der wichtigste Zwischenhandelsplatz im Sklavengeschäft zwischen Afrika und dem amerikanischem Kontinent.
Auf der Hauptinsel Santiago wurde Baumwolle gepflanzt und gefärbt. Mit der Wolle stellte man Panos her. Dies waren Tücher mit geometrischen Mustern, die auf der Insel gewebt wurden. Sklavenhändler kauften diese wertvollen Kleidungsstücke, die auch als eine Art Schmuck getragen wurden und tauschten sie auf dem Festland gegen Sklaven ein.
Mit der Cabo Verde Fast Ferry geht es am Nachmittag vom Hafen los zu meinem nächsten Reiseziel, der Insel Fogo, die ich nach rund 4 ½ Stunden erreiche. Eigentlich wollte ich einen Flug buchen, aber aufgrund eines Vulkanausbruchs Ende November ist der Flugverkehr nach Fogo gesperrt.
06.01.2015: Vulkan Pico Pequeno auf der Insel Fogo
Vor 6 Wochen ist der Vulkan Pico Pequeno auf der Insel Fogo ausgebrochen. Heute früh miete ich mir ein Auto und bin schon gespannt, ob die Zufahrt zum Vulkan möglich ist. Der Vulkan hat sich nach Medienberichten bereits beruhigt, und so hoffe ich, dass die Straße bereits offen ist beziehungsweise mich das Militär durchlässt. Die Straße führt von Sao Philipe hinauf zur Caldeira, wo die Einfahrt zum Parque Natural do Fogo ist.
Es stehen zwar Sperrgitter auf den Straßen, aber eine Fahrbahn ist offen und so fahre ich ein Stück weiter bis ein mehrere Meter hoher Gesteinswall sich über die Straße breitet. Unverstellbar, dass die Gesteinsmasse erst ein paar Wochen alt ist.
Auf der rechten Seite ragt der über 2800 Meter Pico do Fogo in die Höhe. Dieser Vulkankegel zeigt jedoch seit 1750 keine geologischen Aktivitäten. Die Vulkanausbrüche der letzten Jahrhunderte ereigneten sich in der Caldeira. 1995 gab es den letzten großen Ausbruch und am 23. November 2014 begann die Lava erneut zu fließen. Immer wieder schnaubt der Pico Pequeno und von Zeit zu Zeit sehe ich wie Gesteinsbrocken in die Höhe fliegen. Das grummelnde Geräusch hallt an den Felsenwänden des Kraterrandes.
06.01.2015: Fogo: Sao Filipe lädt zum Verweilen ein
Nach einer mehrstündigen Inselumrundung mit meinem Mietwagen bleibt noch etwas Zeit um den Ort Sao Filipe zu erkunden. Viele alte Häuser sind gut erhalten oder wurden erst kürzlich renoviert, viele stehen aber auch zum Verkauf. Dazwischen entdecken ich kleine Geschäfte und wie überall auf den Kap Verden chinesische Händler, die sich hier niedergelassen haben.
Einige kleine Restaurants und Lokale sind besonders stimmig eingerichtet und nach dem anstrengenden Tag kann man hier so richtig gut verweilen. Schön wäre es hier jetzt ein paar Tage zu bleiben und die Eindrücke der letzten Tage zu verarbeiten. Auch könnte man hier in aller Ruhe ein gutes Buch lesen.
Zum Verweilen bleibt mir persönlich leider keine Zeit, denn morgen geht´s mit der Fähre schon wieder zurück auf die Insel Santiago.
07.01.2015: Cabo Verde Fast Ferry – immer den Horizont fixieren
Ich steige auf die Cabo Verde Fast Ferry, die rund vier Stunden Fahrzeit für die Überfahrt nach Santiago braucht. Wie der Name sagt, ist das Schnellboot zwar schneller als eine normale Fähre, hat aber einen großen Nachteil: Sie besitzt keinen Tiefgang hat und reitet sozusagen auf den Wellen. Eine Tafel in der Fähre wünscht einen „Relaxing Trip“. Eine ganze Weile fährt man an der Küste der Insel Fogo entlang. Der hoch aufragenden Vulkankegel ist gut zu sehen. Ich kann noch das Rauchen des aktiven kleineren Kegels beobachten. Kurz nachdem wir aus dem windgeschützten Bereich der Insel fahren ist es aber vorbei mit dem „Relaxing Stay“.
Der Wellengang wird höher und das Schnellboot schlägt unaufhörlich auf den Wellen auf. Ich entscheide mich draußen zu bleiben und verzichte auf den Sitz im großen Aufenthaltsraum, wo rund 160 Passagiere Platz genommen haben. „Immer den Horziont fixieren“, hat mir ein alter Seemann in Australien geraten, denn dann gerät das Gleichgewichtssystem nicht aus dem Lot und man kann so die Seekrankheit abwenden. Während ich weiter den Horziont fixiere, werden im großen Aufenthaltsraum bereits die Spucksackerl hin- und hergereicht. Crewmitglieder tauschen volle gegen leere und helfen älteren Gästen beim Gang aufs WC. Bei dem Wellengang scheint dieses Vorhaben unlösbar, aber was soll man tun, wenn die Blase drückt.
Schön ist wenn am Horizont, den ich seit Stunden fixiere, die Umrisse der Ankunftsinsel erkennbar werden. Vier Stunden später und nach einem Verbrauch von geschätzten 2-3 Sackerl pro Person ist die Fahrt vorbei. „Immer den Horziont fixieren“ – Danke, australischer Seebär! – Ich bin von der Seekrankheit verschont geblieben.
Nachtrag: Am nächsten Tag sank die Fähre Vincente 3 km vor der Küste von Fogo. Ich habe sie von der Insel Santigo noch am Horizont auf ihrer Unglücksfahrt gesehen. Insgesamt waren 26 Menschen an Board, 15 Menschen starben. In die europäischen Medien „schaffte“ es die gesunkene Fähre kaum, zu weit weg ist Afrika für die Medienwelt.
08.01.2015: Cidade Velha auf der Insel Santiago
Cidade Velha, „die alte Stadt“ heißt sie heute. Im 15. Jhdt gründeten die Portugiesen im Süden der Insel Santiago die erste von Europäern erbaute Stadt südlich der Sahara, mit dem Namen Ribeira Grande. Das war der Startschuss zur Besiedelung der unbewohnten Inseln der Kap Verden. Ein Taxi bringt mich zum beim Forte Real Sao Filipe, wo ich meinen Rundgang starte. Das Forte Real Sao Filipe ist eine Festung, die auf einem Hügel rund 100 Meter über der Stadt errichtet wurde. Die Anlage sollte vor Angriffen der Piraten schützen. 1712 wurde jedoch die Festung samt Stadt von Freibeutern eingenommen und völlig zerstört. Erst 1960 wurde die Befestigungsanlage wieder aufgebaut.
Über eine steile Treppe gelange ich hinunter zum Meer. An dieser Stelle stand einst eine große Kathedrale. Vor über 400 Jahren wurden extra aus Portugal Kalksteine für die Portal- und Fenstereinfassungen herangeschafft.
Die Sonne und der starke Wind machen müde, hungrig und durstig. Direkt am Meer finde ich ein stimmiges Lokal, setze die Füße in den Sand, genieße frischen Fisch und beobachte die Fischer bei ihrer Arbeit.
Mitten am Dorfplatz steht der alte, aus weißem Marmor von den Portugiesen errichtete, Pranger. Hier wurden aufsässige Sklaven und Kriminelle ausgepeitscht. Auch wurden hier Sklaven zum Verkauf angeboten. Um den Dorfplatz stehen hübsch renovierte Häuser und ein paar Restaurants.
Ich spaziere weiter durch die älteste Straße von Ribeira Grande, die Rue Banana. Die Steinhäuser wurden erst kürzlich mithilfe der UNESCO renoviert und erinnern an die älteste Siedlung auf Kap Verde.
Ich kämpfe mich zum Abschluss noch gegen den Wind hoch zum alten Franziskanerkloster Convento Santo Francisco. Die ersten Mönchen kamen schon 1465 nach Ribiera Grande um die afrikanischen Sklaven zu christianisieren. Vor wenigen Jahren wurden auch hier die alten Mauern wieder renoviert oder gänzlich neu errichtet. Von hier hat einen wunderschönen Ausblick auf das Meer.
09.01. – 10.01.2015: Die Hafenstadt Mindelo auf São Vicente
Neue Insel = neue Welt. Mindelo liegt in einer großen geschützten Bucht und ist die größte Stadt der Insel São Vicente und die zweitgrößte Stadt von Kap Verde. Sofort fühle ich mich hier wohl. Im Stadtzentrum um die Rue Lisboa reihen sich gemütliche Bars und Restaurants. Es gibt kaum einen Ort, wo nicht Lieder der berühmten Sängerin Cesária Évora gespielt werden.
Natürlich gibt es einen Fischmarkt und natürlich drehe ich auch hier meine Runden. Tunfische und Schwertfische mit bis zu einem Meter Länge werden hier portionsweise oder im ganzen verkauft. Dazwischen entdecke ich bunte Fische, Tintenfische und Muscheln. Alles wurden mit Hilfe der kleinen Fischerbooten gefangen, die hier direkt am Fischmarkt anlegen.
Gleich daneben steige ich die Stufen des Torre de Belém zur Aussichtsplattform hoch. Drinnen gibt es ein kleines Museum, aber der Besuch lohnt sich in erster Linie wegen dem grandiosen Ausblick über die Stadt und die Bucht. Das Original des Torre steht in Lissabon und ist Symbol des portugiesischen Weltreichs.
Nach den Portugiesen kamen die Engländer auf die Inseln und heute ist Mindelo eine multikulturell geprägte Kleinstadt mit entspannter und lockerer Atmosphäre. Die Ältesten der Stadt sitzen am Straßenrand und plauschen mit den Passanten. Jeder scheint jeden zu kennen.
Die geschützte Bucht von Mindelo war in den vergangenen Jahrhunderten ein wichtiger Hafen für Handelsschiffe, die hier auf dem Weg von Europa nach Südamerika Zwischenstopp machten. Seeleute aus der ganzen Welt tummelten sich im Hafen. Heute hat sich die Anzahl der Handelsschiffe deutlich reduziert. Dafür legen jetzt neuerdings Kreuzfahrtschiffe im Hafen an. Ich besuche den Yachtclub und fotografiere am schwankenden Steg Segelschiffe und Katamarane, oftmals mit europäischen Flaggen.
11.01.2015: Santo Antão – Anreise nach Ponta do Sol
Um 7 Uhr früh stehe ich am Schalter und löse mir ein Ticket für die Überfahrt mit der Fähre nach Santo Antão. Saharasand fliegt durch die Luft. Die Luft ist diesig und staubig. Die Sonne hat Mühe diese Mauer aus Sand zu durchbrechen.
Achtzig Minuten später laufe ich im Hafen von Porto Novo auf der nördlichsten Insel von Kap Verde, auf Santo Antão ein. Mit einem Aluguer (einem Sammeltaxi) fahre ich mit anderen Reisenden in gemütlichem Tempo die Uferstraße bis an den nördlichsten Punkt der Insel. Der erste Eindruck ist grandios. Berge ragen steil aus dem Meer, rechts sehe ich die Wellen des Atlantiks am Ufer brechen, links blicke ich hinauf zu hohen Berggipfeln.
In Ponta do Sol spaziere ich eine Runde durch den Ort und plane die nächsten Tage. Der Ort scheint gerade aus dem Dornröschenschlaf zu erwachen. Immer mehr Touristen kommen hierher, immer mehr Pensionen machen auf, und immer mehr Restaurants eröffnen.
Wandern zählt zwar nicht zu meinen großen Hobbies, aber ich habe die Bergschuhe mit im Gepäck, denn Santo Antão will erwandert werden. Zwei Touren stehen auf meinem Plan. Ich versorge genügend Trinkwasser im Ort.
12.01.2015: Küstenwanderung von Ponta do Sol nach Cruzinha da Garca
Mit Sonnenaufgang starte ich meine Wanderung auf Santo Antao und wandere von meiner Pension in Richtung Meer. Ich weiß gar nicht, wann ich das letzte Mal Wanderschuhe anhatte, es ist aber sicher schon Jahre her.
Ein gepflasterter Weg führt entlang der Küste. Die Felsen ragen steil aus dem Meer, unter mir höre ich die Wellen brechen. Schon nach etwa einer Stunde taucht plötzlich ums Eck der Ort Fontainhas auf. Die Steinhäuser stehen wagemutig auf schmale Felsen.
Kurven schlängeln sich weiter den Felsen entlang, bis ich den kleinen Ort Corvo erreiche. Das schmale Tal ist fruchtbar und es wird Mais und Gemüse angebaut. Ziegen haben in Felsnischen ihren Stall. Danach führt der alte Pflasterweg weiter westwärts. Immer wieder bieten sich fantastische Ausblicke auf die Bergwelt und auf schwarze Sandstrände.
Nach rund 6 Stunden erreiche ich den Fischerort Cruzinha da Garca. Rund 2 Stunden hinke ich der Zeit meines Wanderführers hinterher. Dafür habe ich viele schöne Ausblicke in Ruhe genossen und unzählige Fotostopps eingelegt. Ein Aluguer-Fahrer kommt mir im Ort gleich mit seiner Preisliste entgegen und bringt mich in 50 Minuten zurück nach Ponta do Sol.
13.01.2015: Wanderung durch das Paul Tal
Zwei Reise- und mein Wanderführer empfehlen eine Wanderung durch das Paul Tal. Start ist ein Krater, wo es zuerst ein Stunde eine steile Kraterwand hinunter geht, dann führt der Weg entlang einer Plastersteinstraße durch das Tal bis zum Meer. Da meine Beine vom Vortag schon ziemlich müde sind und ich meinen Knien die steile Passage ersparen will, drehe ich die einfach Tour um.
Ich starte vom Meer in Vila das Pombas und gehe die Straße in das Tal hinauf. Das Paul Tal gilt als eine der fruchtbarsten Gegenden auf der Insel. Während andere Teile der Insel schon Monate keinen Regen gesehen haben, fließt hier in der Talsohle sogar Wasser und auch von oben spüre ich ein paar Regentropfen. Links und rechts der Straße sehe ich Bananenstauden, Papayabäume und Zuckerrohr. Auf der Straße fahren nur Sammeltaxis und das auch selten, so kann ich ungestört auf den Plastersteinen talaufwärts marschieren.
Nach rund 3 Stunden erreiche ich die Bar O Curral. Hier hat sich ein Österreicher niedergelassen, der aus Zuckerrohr der Umgebung hochwertigen Zuckerrohrschnaps brennt. Auf den Kap Verden wird dieses Getränk „Grogue“ nennt. Bevor ich verkoste, genieße ich köstliche selbstgemachte Aufstriche aus Ziegenkäse, Linsen und eine Art Liptauer.
Mit vollem Bauch verkoste ich dann ein paar Sorten Grogue. Der stärkste hat über 80% Alkohol, die Schärfe überdeckt alles. Ich erwerbe noch einen Liter vom 40% igen in Eichenfässern gereiften Zuckerrohrschnaps und mache mich überaus gut gelaunt 😉 auf den Heimweg.
14.01.2015: Grogue-Produktion (Rum) auf Santo Antao
Überall auf der Insel habe ich bereits Zuckerrohrpflanzen gesehen. Diese stehen nicht auf weiten Feldern, sondern vereinzelt in den Tälern auf den steilen Hangterrassen. Die Ernte ist daher entsprechend mühsam. Seit über 200 Jahren produziert man hier Rum aus dem Zuckerrohr. Auf kreolisch nennt man den Zuckerrohrschnaps Grogue.
Ich besuche heute eine mittelgroße Groguebrennerei auf Santo Antao. Schon von weitem riecht man den gärenden Zuckerrohrsaft. Zwei Männer schieben die Zuckerrohrstängel durch die Presse, wo der ausgepresst Saft in Holzfässer geleitet wird.
Die offenen Fässer stehen 5-7 Tage herum und die Fermentierung setzt ein. Kaum zu glauben, dass aus dieser braunen Brühe glasklarer Rum werden soll. Dieser entsteht nach der Destillation des fermentierten Zuckerrohrsafts in von getrockneten Zuckerrohrblättern beheizten Kupferkesseln.
Heute ist der Tag des Pressens und die Fässer werden gerade fachgerecht für den erneuten Einsatz in Stand gesetzt. Zu kaufen gibt es hier leider keinen fertigen Grogue, die Auszeichnung „handgemacht“ bekommt er aber von mir auf jeden Fall.
14.01.2015: Fahrt von Ribeira Grande nach Porto Novo
Das Wetter bleibt leider sehr dunstig. Mit einem gemieteten Taxi werde ich heute noch die Insel erkunden. Ich habe keine großen Erwartung wegen des Wetters, obwohl die Fahrstrecke heute über die laut Reiseführer schönste Bergstraße von Kap Verde führt.
Die Straße führt auf etwa 1500 Meter über einen Bergkamm. An der schmalsten Stelle ist der Berggrat gerade Mal so breit wie die gesamte Pflasterstraße. Rechts und links geht es hier fast senkrecht mehrere Hundert Meter in die Tiefe. Der Nebel lässt die Szenerie gerade noch ansatzweise erkennen.
Oben auf dem Bergkamm besuche ich das Dorf Pico da Cruz. Die Straße führt durch dichte Wolken über die spektakuläre Landschaft. Der Wind weht stark, dies gibt der gesamten Szenerie noch einen weiteren gespenstischen Reiz.
Gespenstisch wird es in Porto Novo. Der Ort ist zugleich der Hafen der Insel. Sobald die Fähren und die an- oder abreisenden Gäste verschwunden sind, kehrt Stille ein. Vor fast jeder Hausmauer lungert jemand herum. Der Wind pfeift durch die Straßen, der Sand fliegt durch die Luft. Ein Ort, wo auch ein amerikanischer Western hätte entstehen können.
15.01.2015: Rundfahrt auf der Insel Sao Vicente
Mit der Morgenfähre setze ich wieder auf die Insel Sao Vicente über. Ich habe noch vier Stunden Zeit bis mein Flug auf die Insel Sal weitergeht. Die gesamte Zeit samt Gepäck nochmals in Mindelo zu verbringen, hat keinen besonderen Reiz für mich. Ich entscheide mich kurzerhand mir für die Zeit ein Aluguer zu mieten und die Insel zu erkunden.
Höhepunkt ist die Ostküste der Insel. Hier landet weißer Saharasand vom afrikanischen Festland. Die Küstenstraßen führt direkt an den Dünen entlang und sogar durch sie hindurch. Der Kontrast zum schwarzen vulkanischem Gestein der Insel macht den besonderen Reiz aus.
Gleich neben dem Flughafen ist der Fischerort Sao Pedro mein letzter Stopp vor dem Weiterflug. Direkt am Hauptplatz werden gerade zwei neue Fischerboote gezimmert. Ein Fischer flickt am Strand sein Netz. Wäre der Wind nicht so stark und hätte ich noch mehr Zeit, würde ich gerne ein oder zwei Nächte hier verbringen. Ob ich jemals auf diese Insel wiederkehre?
16.01.2015: Sonne, Salz, Wind und Sand auf der Insel Sal
Salz (portugiesisch Sal) heißt die Insel übersetzt, die ich am letzten Tag meiner Reise besuche. Bis ins Mitte des 20. Jahrhunderts wurde Salz in der Saline Pedra de Lume gewonnen und in die halbe Welt exportiert. Heute zerfällt die alte Fabrik. In der alten Lagerhalle verrosten alte Fahrzeuge vor sich hin. Hier macht das Fotografieren besonders Spaß.
Die Saline selbst ist rund einen Kilometer weit entfernt. Heute ist es eine Touristenattraktion auf der Insel, ich zahle Eintritt und nehme ein Bad in dem stark salzhaltigen Wasser. Hier gibt’s kein Untergehen, der Auftrieb durch das Salz ist noch stärker als der im Toten Meer.
Die vielen Touristen, die Sal besuchen, kommen aber wegen den Sandstränden, und/oder wegen dem ständigen Wind, der ideal für Surfer und Kiter ist. Schon von weitem sieht man die bunten Segel über dem Meer hin- und hersausen. Mir reicht das Zusehen aber schon nach 20 Minuten, denn ich bin von der Sonne und dem Wind müde geworden. Ich bewundere die Ausdauer der Kiter, die sich hier dem Wind und den Wellen stellen.
Gemütlicher geht es am Strand von Santa Maria ganz im Süden der Insel zu. Der Ort ist vom Massentourismus nicht verschont geblieben. Ich fühle mich hier erstmals als Tourist und nicht als Gast in einem besonders freundlichen Land, so wie in den vergangenen zwei Wochen.
Die Kapverdischen Inseln haben viele Gesichter. Fünf davon (fünf Inseln) habe ich besucht, vier weitere gilt es noch zu entdecken. Wann darf ich wiederkommen?