Reisedoktor

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Franz Roitner

Blogbeiträge nach Ländern

Schottland 2018 | Reisetagebuch meiner Rundreise mit 94 Fotos

Reisekarte Schottland

22.08.2018: Mit dem Wohnmobil durch Schottland

Der nächtliche Regen prasselt auf das Dach meines schwarzen Wohnmobils. Der Klang erinnert mich an eine Fahrt durch die Waschstraße. Ich ziehe den Reißverschluss meines dicken Schlafsacks bis ganz oben zu. Es ist kühl geworden heute Nacht. Alle 15 bis 20 Sekunden tropft es knapp an meinem Kopf vorbei auf das Leintuch. Das Dachfenster meines rollenden Appartement ist undicht.

Wohnmobil in Schottland

Mittlerweile ist es drei Uhr früh. Ich versuche wieder einzuschlafen, doch die ersten LKWs rollen schon auf der Verbindungsstraße von Glasgow in den Norden Schottlands. Nur ein schmaler Grünstreifen aus Bäumen und Sträuchern trennen mein geparktes Wohnmobil von der 82er Landstraße. Die Regenfahrbahn verstärken den Lärm der Fahrzeuge. Linker Hand rauschen die Wellen von Loch Lomond.

Loch Lomond in Schottland Schottland Blumen

In Schottland ist wildes Campieren erlaubt. Ich habe erst gestern Abend mein Wohnmobil für den Roadtrip durch Schottland übernommen. Gerade noch bevor es dunkel wurde, bin ich der Stadt Glasgow entflohen und habe den erstbesten Parkplatz zum Übernachten gewählt. Gleichzeitig mit dem Abstellen des Motors begann der Dauerregen. Er raubt mir den Schlaf.

Schottland mit dem Wohnmobil

Wenige Stunden macht mir das viele Wasser große Freude. Die Wassermassen stürzen sich über die Falls of Falloch. Die Erde auf dem kurzen Weg vom Parkplatz zum Wasserfall ist völlig durchnässt. Meine Schuhe machen erste Bekanntschaft mit schottischen Matsch. Meine Haut macht erste Bekanntschaft mit den schottischen Midges, so heißen die beißenden Stechmücken der Region.

Falls of Falloch in Schottland

Die warme Augustsonne kämpft zur Mittagszeit mit den Wolken. Das Match ist ziemlich ausgeglichen. Sonne und Wolken, Licht und Schatten geben dem Kilchurn Castle ein ständig anderes Aussehen.

Blumen in Schottland Kilchurn Castle in Schottland

Einen noch besseren Ausblick auf die alte Burg habe ich vom gegenüberliegenden Ufer. Ich versinke abermals mit den Schuhen in der vom Regen durchtränkten Erde und ich schwöre mir, bei der nächsten Gelegenheit Gummistiefel zu kaufen.

Schottland: Kilchurn Castle

Links neben der schmalen Straße taucht plötzlich ein kleines graues Steingebäude auf. „Visitors welcome“ steht auf einer großen Anzeigentafel. Ich bleibe spontan stehen und besuche die Saint Conan`s Kirche. 1881 startete der Architekt Walter Campbell mit dem Bau der privaten Kirche. Seine Mutter sollte nicht soweit zur nächsten Kirche haben. Das Gebäude ist eine kuriose Ansammlung von verschiedenen Baustilen. Die Sonne hat übrigens mittlerweile die Oberhand gewonnen.

Saint Conan´s Kirche Schottland

Mein Navi lotst mich zu einem Parkplatz, dessen Einfahrt mit großen gelben Tonnen versperrt ist. Umkehren kann ich mit meinem langen Wohnmobil nur auf dem danebenliegenden Hof eines Wirtschaftsgebäude. Ein großes Schild warnt bei der Einfahrt, dass umkehren nicht erlaubt ist. Ich habe keine andere Möglichkeit und mache mich schnell aus dem Staub. Ein paar hundert Meter weiter gibt es eine weitere Parkmöglichkeit. Von hier aus ist Stalker Castle gut zu fotografieren.

Stalker Castle in Schottland

Mit Hilfe der App „park4night“ finde ich einen idyllischen Stellplatz am Rande eines Waldes.

Wild Campen in Schottland

23.08.2018: Das Ungeheuer von Loch Ness

Schon als kleines Kind habe ich die Geschichten von Loch Ness geliebt. Zuerst wurden sie mir erzählt, dann habe ich sie selbst gelesen. Internet gab es damals noch nicht und so kam ich nur spärlich an Informationen. Rund 40 Jahre mussten vergehen, bis ich mir selbst ein Bild vor Ort machen kann.

Loch Ness    

Ich starre auf das Gewässer von Loch Ness. Plötzlich beobachte ich, wie aus der Ferne ein weißes Ungetüm in meine Richtung zusteuert. Es sieht aus wie eine riesengroße Tonne. Das Ding wird langsamer. Es kommt direkt an das Ufer und spuckt Menschenmassen aus seinen Bauch ans Ufer. Das muss das Ungeheuer von Loch Ness sein.

Ungeheuer von Loch Ness

Das Urquhart Castle ist bereits mit Touristen überfüllt. Drei Runden fahre ich mit meinem Wohnmobil über den Parkplatz, bis ein Auto seinen Platz endlich freigibt. Ich schiebe mich im Shop durch die Menschenmassen. Um ein hellblaues Schild mit der Nummer 17 steht eine Menschentraube aus Deutschland. Es sind Kreuzfahrer, die mit Bussen hierher gekarrt wurden und die schottische Einsamkeit suchen.

Urquhart Castle

Daneben versammelt sich die nächste Gruppe. Kurze Hose, übergewichtig, eine Baseballmütze auf dem Kopf und auf dem Poloshirt ein Aufkleber mit dem Namen Jim. Der Name wurde mit einem schwarzen Edding und mit der Hand geschrieben. Jim ist offensichtlich mit einer amerikanischen Reederei unterwegs. Endlich schaffe ich den Weg durch das Getümmel und erreiche das Gelände des Urquhart Castle.

Urquhart Castle Loch Ness Besucher Loch Ness

Die aus dem Schiff Ausgespuckten fotografieren sich wie kleine Ungeheuer durch die Anlage. Der Ort ist ein schöner, aber heute ein ungeheuerlich überlaufener. Loch Ness bleibt mir ein Rätsel.

Loch Ness in Schottland

Meine Einkäufe erledige ich in Inverness. Die Tesco-Filiale liegt mitten in der Stadt und ich nutze den Supermarktparkplatz gleich als Stellplatz für meine Stadtbesichtigung. In Inverness wurden anscheinend die restlichen Kreuzfahrer, die kein Ticket mehr für den Loch Ness Ausflug ergattert hatten, ausgespuckt.

Invernes in Schottland
Straße in Invernes

Portmahomack ist das Gegenteil von Over-Tourism. Der kleine Ort liegt direkt am Meer. Ein paar Einheimische gehen mit ihren Hunden am Strand spazieren, die Sonne steht schon tief am Himmel, die Möwen kreisen ihre letzten Runden. Im Restaurant „The Oystercatcher“ verkoste ich ein halbes Dutzend Austern. Schottischer Whisky schließt den Magen und den heutigen Tag.

Portmahomack
Austern in Schottland
Stellplatz in Portmahomack

24.08.2018: Dunrobin Castle und schottischer Whisky

Schottischer Whisky ist mein ständiger und treuer Reisebegleiter auf allen Erdteilen der Welt. Ist das Essen mal ein wenig zu fett oder misstraue ich der Reinlichkeit in der Küche, dann sage ich mir immer: Vorbeugen ist besser als Heilen. Schon die Eierspeise am Morgen könnte Schuld für eine Magen-Darm-Verstimmung sein. Lieber einen Schluck zu viel als zu wenig, ich will mir ja meine Reise nicht verderben.

Glenmorangie Whisky

Wenn ich selbst am Steuer sitze, dann bleibt meine Reiseapotheke bis am Abend geschlossen. Mein Reisewhisky ist Talisker. Der schmeckt dann abends doppelt so gut. Diese Destillerie steht auch noch auf meinen Reise-Plan durch Schottland. Eigentlich ist das der einzige Fixpunkt meiner Tour.

Glenmorangie Destillerie Glenmorangie Besichtigung

Heute besuche ich die Glenmorangie Destillerie. Sie liegt an meinen Weg nach Norden. Ich mache eine geführte Tour durch die Brennerei. Eindrucksvoll liegen mit dem flüssigen Gold gefüllte Eichenfässer im Lager und verharren hier zehn Jahre bis zum Abfüllung. Leider ist während der Tour fotografieren verboten. Verboten bleibt für mich auch die Whisky-Verkostung. Ich fahre selbst mit dem Wohnmobil durch Schottland. Ich benetze nur meinen Gaumen mit einem Glenmorangie, was zuwenig ist, um ein Urteil zu fällen.

Whisky Brennerei Schottland Glenmorangie

Majestätisch überblickt das Dunrobin Castle seinen großzügig angelegten Garten direkt am Meer. Die schmalen weißen Türme erinnern mich an Schloss Neuschwanstein. Das habe ich zwar noch nie besichtigt, aber ich hatte ein Puzzle mit 5.000 Teilen, vielleicht waren es auch 10.000 Teile, ich weiß es nicht mehr genau. Es war auf jeden Fall mein größtes unvollendetes Puzzle, ein Stück fehlte zum Schluss.

Dunrobin Castle Schottland

Die prunkvollen Räume sind wohnlich eingerichtet. In der Bibliothek stehen rund 10.000 Bücher und ein großer, alter Globus aus dem 19. Jahrhundert. Genau den hätte ich gerne in meiner Globensammlung.

Dunrobin Castle Bibliothek Dunrobin Castle Globus

Gerade noch vor der Sperrstunde um 16.00 Uhr bekomme ich einen Espresso in einem kleinen und sehr gemütlich eingerichteten Kaffeehaus.

Kaffeehaus Schottland Cafe in Schottland

Ich stoppe noch bei einem kleinen Friedhof, der die schottische Küste überblickt. Ein schöner letzter Ruheort.

Friedhof in Schottland

25.08.2018: Schottland: Die Stacks of Duncansby

Das helle Morgenlicht scheint heute bereits durch meine Dachluke. Mein Rücken schmerzt wieder einmal von der Nacht auf der Nichtmatratze. Wenigstens ist der starke Wind vorbei. In der Nacht habe ich lange überlegt ab welcher Windgeschwindigkeit so ein Wohnmobil umfällt. Hier wäre es doppelt blöd. Nicht weit vom Parkplatz gehen die Klippen steil abwärts in die kalte Nordsee.

Wohnmobil in Irland Leuchtturm in Irland

Meine subjektive Wahrnehmung war sicher stärker als die tatsächliche Windstärke. Gut, jetzt ist alles vorbei, ich steige aus dem Fahrzeug. Die Morgensonne zeigt ihr freundlichstes Gesicht. Der starke Wind bläst mir um die Ohren, mache mich trotzdem zu Fuß auf den Weg zu den Stacks of Duncansby.

Duncansby in Irland

In der engen tiefen Schlucht linkerhand nisten ein paar Möwen. Die brütenden Weibchen haben Hunger. Die Männchen segeln mit der Beute zu deren Liebsten und reichen die Beute von Schnabel zu Schnabel.

Irland Möwen

Ich sehe nun schon aus der Ferne die alleinstehenden Felsnadeln aus dem Meer emporragen. Ich denke an die 12 Aposteln auf der Great Ocean Road in Australien. Dort war ich auch noch nicht, ja nicht einmal ein Puzzle hatte ich davon. Ein Bild davon sollte aber jeder Reiseinteressierte bei dem Namen vor Augen haben.

Stacks of Duncansby

Ein paar Möwen kreisen am Himmel, ein paar fette Schafe grasen hinter mir, ansonsten bin ich ganz alleine. Ich lausche den Geräuschen in meiner Umgebung. Das ferne Rauschen der Wellen wird nur durch den Klang des Windes überdeckt. Ich drehe mich um, zwei Regenbogen wünschen mir einen guten Morgen. Dieser Tag kann kein schlechter werden.

Irland Regenbogen Steilklippe in Irland

26.08.2018: Auf der Route 500 im Norden Schottlands

Der morgentliche Blick aus meinem Wohnmobil ist traumhaft. Ich parke direkt auf einer Brücke über einen tief ins Land führenden Meeresarm. In der Ferne ragt der der Berg Ben Hope empor. Ein Platz zum Träumen und zum Bleiben. Mit meinem roten Plastikhäferl mit heißen Earl Grey in der linken und ein paar Schokokekse in der rechten Hand starre ich auf das spiegelnde Wasser.

Ben Hope - Stellplatz am Wasser

Weiter geht es auf der Route 500 entlang der schottischen Nordküste. Große Straßenabschnitte sind nur einspurig befahrbar. Abwechselnd befinden sich links und rechts etwa alle hundert Meter eine Ausweichstelle, die als „Passing Point“ mit einem Schild gekennzeichnet sind. Es entsteht ein regelrechter Wettbewerb, wer früher dem entgegenkommenden Auto oder Wohnmobil ausweicht. Mit einem kurzen Handgruß bedankt man sich beim Wartenden. Die Stimmung auf der Straße ist sehr entspannt und freundlich.

Straße Route 500 in Schottland Straße in Schottland

Immer wieder tauchen menschenleere Buchten mit zauberhaften Sandstränden auf.

Nordküste von Schottland
Route 500 in Schottland

Kurz vor Ardvreck Castle, etwas neben der Straße, ist rechts ein kleiner Parkplatz. Es dauert ein paar Minuten bis ich das Wohnmobil so abgestellt habe, bis mein Bett schön in der Waagrechten ist. Wasserwaage habe ich keine mit, aber eine fünf Liter Wasserflasche erfüllt den gleichen Zweck.

Camping Ardvreck Castle

Durch die Windschutzscheibe habe ich vom Wohnzimmer aus die alte Burg in Sichtweite. Das Ardvreck Castle ist keine großartige Burg, es besteht eigentlich nur mehr aus ein paar alten Mauern. Diese fügen sich gut in die karge grün-braune Landschaft. Ich bleibe der Einzige, der heute hier übernachtet. Die meisten Wohnmobilfahrer steuern am Abend lieber einen Campingplatz an. Sehr gut, so habe ich den Platz für mich alleine.

Ardvreck Castle

27.08.2018: Im Inverewe Garden

Das Einfahrtsschild zum Inverewe Garden begrüßt mich und lotst mich zum richtigen Parkplatz. Ordnung muss sein. In der Ausfahrtsrichtung schluckt ein Riesentrichter jeglichen Müll, den man gerade zur Hand hat.

Das Eintrittsticket ist verhältnismäßig teuer. Als Zusatzverkauf wird Smidge, ein Mittel gegen die lästigen Hochlandmücken angepriesen. Eine Stunde später weiß ich warum. Der Garten ist wunderschön am Meer angelegt und der warme Golfstrom lässt hier sogar Palmen gedeihen. Der Duft der unterschiedlichen Blumen liegt in der mildwarmen Luft. Ich spaziere durch die Anlage und mache ein botanische Reise um die Welt.

Ich raste auf einer kleinen Holzbank mit Blick auf das Meer. Binnen kurzer Zeit bin ich von einer 10-köpfigen deutschen Reisebusgruppe umgeben. Die Rucksäcke voll beladen, die hohen Bergschuhe fest verschnürt. Ein Paar ist mit Wanderstöcken ausgerüstet. Die Trinkflaschen hängen um die Schultern. Safarihüte dürfen natürlich auch nicht fehlen. Was ist den hier los? Wer will den hier auf Expedition gehen?

Es beginnt eine Diskussion, in welche Richtung denn der Weg zurück zum Eingang geht. In 25 Minuten muss man beim Bus zurück sein. Die kleine Gruppe entscheidet sich für einen Weg direkt durch den Wald. Der führt nirgendwo hin, ich will mich aber nicht einmischen. Zwei Minuten später sind wieder alle retour und kommen auch zu der Erkenntnis. Der schöne Schotterweg scheint doch die bessere Wahl zu sein.

Mein Stellplatz heute Abend liegt wieder abseits jeglicher Zivilisation, neben einer kaum befahrenen Straße. Mit Sonnenuntergang verschwinden die letzten Autos auf der Straße. Ich will noch einen kurzen Spaziergang unternehmen. Die Mücken fallen aber sofort über mich her und beißen mich im Gesicht und an den Händen.

Ich fliehe zurück ins Wohnmobil und nehme dabei noch gleich einen Schwarm dieser winzigen, kaum einen Millimeter großen, schwarzen Biester mit. Mit dem Spray bewaffnet gehe ich in den Angriff über. Das hilft. Nach dem etwas zehnminütigen Kampf ist kein Mücke mehr am Leben. Alle Fenster sind nun mit dem Mückenspray verklebt. Darauf befinden sich die vielen kleinen schwarzen erledigten Insekten. Ein grausamer Anblick. Ich muss mir eine bessere und friedlichere Methode ausdenken.

28.08.2018: Talisker Destillery auf der Isle of Skye

Das Eilean Donan Castle wirkt nicht nur wie eine Filmkulisse, sie ist auch eine. Pierce Brosnan fuhr angeblich als James Bond mit seinem Aston Martin über die alte Steinbrücke. Christopher Lambert und Sean Connery ritten im Film Highlander über diese Stelle. Heute bin ich an der Reihe. Im Gegensatz zu den Filmhelden gehe ich zu Fuß.

 Eilean Donan Castle     

Im Eilean Donan Castle ist absolutes Fotografierverbot. An jeder Ecke in der Burg taucht ein Wächter im Schottenrock auf. Keine Chance für ein Erinnerungsbild. Dabei sind die Räume sehr wohnlich eingerichtet. Die alte Burgruine wurde zwischen 1912 und 1932 von privater Hand wieder vollkommen neu errichtet. Alte Fotos zeigen noch spärliche alte Mauern.

Eilean Donan Schottland

Auf zur Isle of Skye, der angeblich schönsten der schottischen Inseln. Als erstes steuere ich steuere die Talisker Destillery an. Am Weg vom Parkplatz zum Eingang rieche ich schon die Maische. Ich atme tief durch die Nase ein. Das kann kein schlechter Whisky werden.

Talisker Destillerie

Der Erzeugungsprozess wird mir bei der Führung erläutert. Auch hier gilt: Fotografieren streng verboten! An der Bar können zehn verschiedene Talisker Whiskys verkostet werden, der älteste ist 25 Jahre alt. Bei der Lagerung in den Eichenfässern verdunsten pro Jahr rund 2% des Inhalts. Dieser Prozess wird wundervoll Angels‘ Share bezeichnet. Der Whisky steigt hinauf zum Himmel und lässt den Engeln irdische Genüsse zukommen. Bei 25 Jahre alten Whisky erhalten so die Engel beinahe die Hälfte der Füllmenge. Der abgefüllte Rest hat daher auch seinen Preis.

Talisker Whisky

Auf meiner App Maps.me lasse ich mir Parkplätze in der Nähe der Talisker Whisky Destillerie anzeigen. Der erste befindet sich wenige hundert Meter von der Brennerei auf einem Hügel.
Das ist der Parkplatz der „Oyster Shed“, der Austern Hütte. Ich betrete eine Halle mit Blechwänden und Blechdach. Gleich am Eingang stehen drei Holzfässer, die als Tisch dienen. Ein Pärchen schlürft Austern.

Oyster Shed Isle of Skye
Austern Hütte

Auf einer Tafel werden die Gerichte des Tages angepriesen: Austern, Jakobsmuscheln und Krebse. Ich bestelle gleich alles. Bei den Krebsen bin ich zuerst etwas skeptisch, da diese kalt serviert werden. Die Austern sind sowieso roh. Zusätzlich bestelle ich eine Portion Pommes Frites, die neben den Jakobsmuscheln meine einzige warme Mahlzeit an diesem Tag sind.

Oyster Shed Menü

Ein Glas Weißwein würde perfekt zum Dinner passen. Der Blechdachimbiss hat zwar die frischesten Meeresfrüchte, darf aber keinen Alkohol verkaufen. Mein Festessen will ich aber nicht ohne passendes Getränk genießen. Ich hole mir mit Einverständnis der Gastgeber eine Flasche gekühlten Weißwein aus dem Wohnmobil. Da suche ich mir einen Parkplatz und finde ein exzellentes Meeresfrüchtedinner. Das macht das Reisen oft so besonders, es sind die unerwarteten Dinge, von denen man noch jahrelang spricht.

Oyster Shed in Schottland

29.08.2018: Isle of Skye | Dunvegan Castle

Die Sonne ist zurück. Ich atme die frische Meeresluft ein. Ein paar Boote liegen im Hafen vor der Talisker Destillery. Noch ist es ruhig hier am Morgen. In Kürze kommen die Fahrzeugkolonnen und Busse zur besten Brennerei des Landes.

Bucht - Isle of Skye

Am Bootssteg entdecke ich eine rund 30 cm große Qualle. Vielleicht bekommt sie auch manchmal etwas Talisker ab, einen Jellyfishs‘ Share sozusagen.

Qualle Schottland

Die Isle of Skye zeigt sich von seiner schönsten Seite. Schneeweiße Schafe liegen wie Schuppen verteilt auf dem grellgrünen Gras. Den Tieren geht es sichtlich gut.

Schafe in Schottland

Am Eingang „Folk Museum“ steht eine kleine Holzhütte mit der Aufschrift „Museum Ticket Office“. Das Büro ist verwaist. Kleine Infoblätter über das Museum liegen unter einem Stein zur Selbstentnahme. Daneben liegt einen Rolle mit Eintrittskarten und ein kleines Schreibheft mit Kugelschreiber. Zentral am Schreibtisch steht eine Holzbox mit einem Einwurfschlitz für die Münzen.

Folklore Museum Folk Museum Schottland

Erst jetzt sehe ich das Schild mit der Anleitung: „Verehrte Besucher. Herzlich Willkommen. Ich hoffe Sie haben einen schönen Aufenthalt. Unser Kassierer hat heute frei. Eine Aushilfe ist nur zeitweise hier. Bitte bezahlen Sie Ihren Eintritt, und schreiben Sie Ihren Namen in das Buch. Vielen Dank für Ihre hilfreiche Zusammenarbeit.“ Das Ganze scheint doch eine Dauereinrichtung zu sein. Das Volkskundemuseum ist überschaubar und nach ein paar Minuten bin ich auch schon wieder weg.

Straße Isle of Skye

Der Empfang im Dunvegan Castle ist da schon feudaler. Die MacLeods erschufen sich über Generationen hinweg ein sehr wohnliches Ambiente. Durch die Gartenanlage spaziere ich zum Meer, wo die Sonne das Schloss frontal beleuchtet. Spontan entscheide ich mich für eine Bootsfahrt. Der Kapitän und fünf Touristen (ich bin einer davon) starten in der schaukelnden Nussschale aufs Meer. Der Blick auf das Dunvegan Castle ist vom Meer aus gesehen noch imposanter.

Dunvegan Castle

Wir nähern uns einer kleinen Insel mit großen runden schwarzen Felsen. Es ist Ebbe und die Felsen am Meer sind mit Seegras überzogen. Das scheint ein angenehm weiche Unterlage für die schwarz-weiß gescheckten Seehunde zu sein. Wie kleine Tonnen mit Kopf und Flossen liegen sie in der Sonne und schlafen. Der Motorlärm weckt die Seehunde. Mich trifft ein arroganter „Wer-stört-Blick“. Der Seehund verfolgt uns kurz mit seinen Augen und schließt diese dann wieder entspannt. Die Devise heißt weiterschlafen bis das nächste Boot die Ruhe stört.

Seehunde Schottland Seehund in Schottland

Auf der Suche nach einen schönen Stellplatz treffe ich ein schottisches Hochlandrind. Die Stirnfransen liegen perfekt gekämmt auf seinem Haupt. Stolz zeigt mir das Tier seine elegant gebogenen Hörner. Der Wind weht, die Frisur sitzt.

Hochlandrind Schottland

Neben einer alten Kirchenruine finde ich meinen heutigen Übernachtungsplatz. Das Meer mit steilen Klippen ist in Sichtweite. Keine weiteren Wohnmobile sind weit und breit zu sehen. Schottland ist das perfekte Land für Wildcampingliebhaber.

Kirchenruine Schottland Schottland Sonnenuntergang

30.08.2018: Mit dem Wohnmobil auf der Isle of Skye

Herrlich, die Sonne zeigt sich bereits in der Früh. Mein letzter Isle of Skye Tag wird perfekt. Die Straße windet sich im Norden der Insel entlang der Küste. Das Gras und die Sträucher zeigen ihre unterschiedlichen Grüntöne.

Isle of Skye Straße

Kleine Buchten mit Schotterstränden wechseln mit steilen Felsenklippen ab. Immer wieder stürzen Wasserfälle in den Atlantik. Schottland scheint mit Wasser vollgesoffen zu sein. Midges scheinen die Gegend hier auch besonders zu lieben. Dafür habe ich Verständnis. Die Beißmücken verteidigen ihren Lebensraum mit voller Intensität.

Wasserfall Isle of Skye Telefonzelle Schottland

Der kurze Spazierweg zur bekannten Felsnadel „Old Man of Storr“ entpuppt sich als elendslange Wanderung. Asiatische Touristen stapfen mit stylischen Pumps und Turnschuhen den rutschigen Weg empor. Ich nutze mittlerweile einen vertrockneten Ast als Gehhilfe. Meinem rechten Knie gefällt der Aufstieg gar nicht. Was will ich eigentlich bei diesem Felsen, gibt es nicht genug andere Steine in Schottland? Ich gebe auf und kehre um. Bei der Weiterfahrt zeigt sich der alte Felsmann aus der Ferne.

Wanderung Isle of Skye Old Man of Storr

Die bunten Häuser stehen in Reih und Glied am Hafen von Portree. Im spiegelnden Wasser ruhen kleine Motor- und Segelboote. Die alte Kirche überblickt die Szenerie. Der Hafen posiert quasi für Maler und Fotografen. Wie viele Menschen mögen hier schon gestanden sein und haben sich über diesen Anblick erfreut?

Portree in Schottland

Im Hafen selbst freuen sich freche Möwen über die unwissenden Touristen, die im berühmtesten Fischladen der Stadt Fish & Chips bestellen. Die Vögel lauern auf den Autodächern und stürzen sich auf jede frische Portion. Gemütlich Essen geht anders!

Portree Hafen

Auf der Weiterfahrt stoppe ich bei einer alten Steinbrücke mit drei Rundbögen. Sie ist nur mehr für Fußgänger geöffnet. Die neue Straße führt wenige Meter davon entfernt über das Gewässer.

Steinbrücke

Kurz vor Sonnenuntergang finde ich einen Stellplatz mit Blick auf das Eilean Donan Castle. Was für ein Anblick. Die nächsten 60 Minuten sind ein grandioses Schauspiel. Die Scheinwerfer übernehmen die Aufgabe der Sonne und präsentieren die Burg in mystischer Stimmung. Zwei Tage zuvor habe ich die Burg bei miesem Wetter besucht. Der zweite Stopp hat sich ausgezahlt. 

Eilean Donan Castle
Eilean Donan Castle Sonnenuntergang

31.08.2018: Glenfinnan Viadukt | kommt Harry Potter?

Ich habe große Mühe mit meinem sechs Meter langen Wohnmobil eine Parklücke zu finden. Das Glenfinnan Viadukt zieht viele Besucher an. Ich suche mir einen passenden Aussichtspunkt mit optimalen Blickwinkel zum Viadukt. Diese Perspektive habe ich in meiner Reiseliteratur und auf vielen Postkarten gesehen.

Glenfinnan See

Jetzt fehlen nur mehr die Dampflokomotive samt Eisenbahnwaggons. Um 15:11 soll es laut Fahrplan soweit sein. Ob Harry Potter und seine Freunde heute im Zug sitzen? Der ausgetretene Hang füllt sich mit Besuchern. Englisch, französisch, italienisch, deutsch, spanisch, hier spricht man alle Sprachen, hier trifft sich die Welt. Literatur verbindet. Kein Wunder, Harry Potter wurde in 80 Sprachen übersetzt.

Wolken verdecken die Sonne. Die Spannung steigt. Wird der Zug im Sonnenlicht erstrahlen oder werden Regentropfen die Sicht behindern? Die drei Kinder neben mir werden ungeduldig. Die Mutter füttert ihre Bande mit einer Packung Kartoffelchips, damit Ruhe eingekehrt. Ob die Kinder alle Geschichten kennen, ob sie alle Bücher gelesen haben?

Auch die Erwachsenen werden unruhig. Die bereits positionierten Stative werden nochmals adjustiert. Die Wartenden erheben sich und blicken erwartungsvoll auf das alte Stein-Viadukt. Ich nehme ein erstes Geräusch wahr. Die Schienen übertragen das „tata tata … tata tata … tata tata …“. Schon ist Qualm zu sehen, die Wolken spielen uns keinen Streich. Endlich fährt das Gespann an uns vorbei.

Zehn Minuten später dampft der Zug aus der Gegenrichtung an. Das scheinen aber nur die wenigsten zu wissen. Der Großteil der Eisenbahnbeobachter hat die „Tribüne“ bereits verlassen, während Harry Potter in die Gegenrichtung fährt.

Direkt an einem See finde ich einen wunderschönen Stellplatz. Zeit für ein kühles Bier. Ich sammle trockenes Holz um die Lagerfeuerstelle am Wasser heute Abend zum Leuchten zu bringen. Mit Zündhölzer in der Hosentasche tappe ich später im Dunkeln zu meiner kleinen Holzpyramide. Sie steht bis zur Hälfte im Wasser. Der See entpuppt sich als Meeresarm und die Flut hat meine Lagerfeuerträume zunichte gemacht. Aufgegeben wird nicht. Ich rette die trockenen Holzreste und schaffe doch noch etwas Feuerromantik.

Schottland Stellplatz

01.09.2018: Bilder und Fotos von Edinburgh

Ich beende meine Schottland Rundreise in Edinburgh.

EdinburghEdinburgh StadtansichtTelefonzelle in EdinburghGreyfriars BobbyEdinburgh bei Nacht