Reisedoktor

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Franz Roitner

Blogbeiträge nach Ländern

Äthiopien 2018 | Reisetagebuch meiner Rundreise mit 152 Fotos

Reisekarte Rundreise Äthiopien

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11.02.2018: In der Hauptstadt Addis Abeba

Punktgenau um 09:07 Uhr (also 7 Minuten zu spät) sperrt das Nationalmuseum von Addis Abeba in Äthiopien  auf. Ich bin heute der erste Besucher. Im schummrigen Keller liegt eine Kopie der Skelettreste Lucie, der „Großmutter von Äthiopien“. Würde Lucie heute noch leben, wäre sie rund 3,2 Millionen Jahre alt. Lucie würde heutzutage auffallen, den ihr Körper war nur 105 cm groß.

Nationalmuseum Äthiopien Lucie Äthiopien

Auch die Körperproportionen haben sich geändert, mir fallen die langen Arme und langen Finger auf. Aus den wenigen Knochen, die man 1974 gefunden hat, wurde ein komplettes Skelett nachkonstruiert. Es zählt zu den ältesten Funde menschlicher Vorfahren. Über 3,000.000 Jahre alt, wenn ich mir die Nullen dazudenke, das ist schon ein beachtlicher Zeitraum.

Lucie Addis Abeba

Die Hauptstadt von Äthiopien ist keine Schönheit. Wolkenkratzer neben Barackensiedlungen, dazwischen unzählige Rohbauten, die auf Fertigstellung warten. Von einem Hügel aus blicke ich über die Millionenstadt Addis Abeba.

Addis Abeba Addis Abeba Stadtansicht

12.02.2018: Fahrt von Addis Abeba nach Debre Markos

Über eine Serpentinenstraße geht es rund 30 Minuten hinunter zum Blauen Nil. Die neue Asphaltstraße ist erst wenige Jahre alt, die vielen Lastkraftwagen hinterließen aber bereits viele tiefe Spurrinnen. Der Nil ist an dieser Stelle ein sehr schmaler Fluss, fotografieren ist auf der Brücke verboten. Das Militär wacht über das Fotografierverbot und so lasse ich es bleiben.

Straße in Äthiopien

Dafür überrascht mich eine große Gruppe von Pavianen, die inks und rechts am Straßenrand sitzen. Sie beobachten den Verkehr und lassen sich gerne fotografieren.

Zagwe Ethiopia Tours Auto Pavian Äthiopien

Teff ist eine alte äthiopische Getreidesorte. Links und rechts der Straße erstrecken sich riesige Anbauflächen. Die Ernte ist gerade voll im Gange. Ochsen werden im Kreis über einen Haufen geschnittenes Teffgetreide getrieben. Die feinen Teffkörnchen lösen sich so aus den Ähren.

Teff Ernte

In der Stadt Debre Markos mache ich einen Stadtspaziergang. Schuhputzer bietet ihre Dienste an. Die Geschäfte entlang der Straße sind meist Friseure, Bars mit Plastikhockern oder kleine Läden, die über den Tresen Haarshampoo oder Wasser anbieten. Die Auswahl ist nicht wirklich groß.

Debra Markos Äthiopien Straßenbild

Menschen mit weißer Hauptfarbe scheinen sich auf den Straßen selten zu verirren. Alle Augen richten sich auf mich. Menschen drehen sich nach mir um und schauen mich an. Ich fühle mich beobachtet. Ein kleiner Bub streckt mir die Hand entgegen und begrüßt mich herzlich mit dem äthiopischen Gruß „Salam“.

Debre Markos Äthiopien

13.02.2018: Wasserfälle am blauen Nil

Die Steinbrücke unter mir wurde im 17. Jahrhundert von den Portugiesen erbaut. Ein Zufluss zum blauen Nil gräbt sich hier durch eine schmale Schlucht. Bauern treiben ihre vollgepackten Esel darüber. Sie teilen sich die Portugiesenbrücke tagtäglich mit Touristen, die am Weg zu den Wasserfällen sind.

Portugiesenbrücke

Die Hängebrücke mag der Esel vor mir gar nicht. Zu viert wird das störrische Tier auf die Brücke gezogen. Die ersten Schritte sind getan und schon läuft der Esel über das schwankende Konstrukt.

Hängebrücke Esel über Hängebrücke

Plötzlich höre ich das Rauschen von Wasser und nach ein paar weiteren Schritten tauchen die Wasserfälle auf. Es ist Trockenzeit. Der blaue Nil stürzt nur an wenigen Stellen über die rund 40 Meter hohe Felskante. Der Großteil des Wassers wird zudem vor den Fällen abgeleitet und treibt ein Wasserkraftwerk an.

Wasserfall Blauer Nil

Ich genieße den kühlenden Sprühregen auf meiner Haut. Wie lange wird das Wasser unterwegs sein, bis es das Mittelmeer erreicht? Ich denke an meine Nilkreuzfahrt. Ein Teil des Wassers in Luxor ist auch über diese Kante gestürzt.

Blauer Nil in Äthiopien Blauer Nil Wasserfall

14.02.2018: Bootsfahrt auf dem Tana-See

Gabriel trägt eine dunkle Sonnenbrille, über die Schultern hängt lässig ein Kapuzenpullover, am rechten Handgelenk glänzt eine klotzige Uhr. Gabriel ist mein Kapitän für den heutigen Tag. Er startet den Außenbordmotor des kleinen, aber bequemen Boots, und wir knattern los.

Bootsfahrt Tana See Lake Tana Äthiopien

Vier Pelikane umringen ein kleines Fischerboot und warten das ihnen der Fischer Abfälle aus dem Netz überlässt. Dies ist ein eingespieltes Fischerteam. Die Pelikane kommen so bequem zu Futter und der Fischer verbringt die Stunden nicht einsam und alleine am Wasser.

Fischer Tana See

Nach 3,5 Stunden erreichen wir die Insel Dek. Der Dieselmotor schweigt. Es sind nur ein paar Schritte zum Kloster von Narga Selassi. Ein alter Mann mit einem schwarz-weiß karierten Umhang begleitet mich und meinen örtlichen Guide. Seine Beine sind fast so dünn wie sein Gewehr, das er um die Schulter trägt. Schützt er die Touristen vor den Priestern oder umgekehrt?

Tana See Ufer Wächter Narga Selassi

Das äthiopisch-orthodoxe Kloster wurde im 18. Jahrhundert gegründet. Eine runde Mauer umgibt die Anlage. Ich betrete durch ein Eingangstor das Kloster. In der Mitte steht die kreisrunde Klosterkirche. 24 Steinsäulen tragen das Dach der Rundkirche.

Narga Selassi

Anstatt einen großen Raum zu betreten stehe ich vor einer bunt bemalten Wand. Vier Wände bilden ein Quadrat und füllen das Kircheninnere aus. Ich gehe entlang der Innenmauer, betrachte Motive aus dem Alten und Neuen Testament. Hinter den Wänden im Innersten des Baus befindet sich das Allerheiligste, eine Kopie der Bundeslade.

Narga Selassi Äthiopien Narga Selassi Kirche

Ich folge einem in weiß gekleideten Mönch zum Museum des Klosters. Der Würdenträger öffnet die Tür eines kleinen Lehmhauses. Ich muss draußen warten. Dann präsentiert er Stück für Stück seine Schätze vor der Museumstür.

Narga Selassi Tana See Museum Narga Selassi

Zum Abschluss der Präsentation bittet er noch um eine kleine Spende für das Kloster. Ich stecke 100 Birr durch den zu schmalen Schlitz in die kleine Spendentruhe. Mit einem großen Schraubenzieher hilft der Mönch nach und der Geldschein verschwindet in der Schatztruhe.

Narga Selassi Museum

Am Rückweg der Bootsfahrt besuche ich noch zwei weitere Kloster. Die Mittagsmesse ist gerade vorbei und ich werde von einem Priester zum gemeinsamen Essen eingeladen. Der kleine Raum hat die Atmosphäre eines Kellers. Nur durch die Tür und einem Fenster dringt etwas Tageslicht herein. An der Stirnseite sitzen die Mönche, rechts die Priester, auf der linken Seite und gegenüber den Mönchen die weiteren Teilnehmer des Mahls. Ich sitze unwissend auf der Priesterseite, aber das scheint niemanden zu stören.

Kloster Tana See Klosterkirche Tana See

Einer der Mönche reißt Injera, die landestypische Brotflade, in kleine Teile. Das wird mir dann auf einem Teller mit Linsensauce serviert. Es schmeckt mir. Ich schaue mir bei der nächsten Bootsstrecke die Fotos am Display an und mir scheint, ich habe am letzten Abendmahl teilgenommen.

Essen mit Mönchen

Von wem stammt das Gerücht im Nil gibt es keine Nilpferde? Ich mache Beweisfotos, denn Flusspferde gibt es im blauen Nil, der einer der Zuflüsse zum Nilstrom ist. Natürlich kommt der Name Nilpferd von diesen Flusspferden. Wer anderes behauptet war noch nie hier.

Schreiseeadler Flusspferd Blauer Nil

15.02.2018: In der alten Kaiserstadt Gondar

Die Mittagssonne brennt vom Himmel. Im Palastbezirk (Gemp) von Gondar wandere ich von einem Schattenplatz zum anderen. Der alte Palast des Kaisers Fasilidas aus dem 17. Jhdt steht wie eine kleine Ritterburg mitten im heutigen Gondar.

Palast Kaiser Fasilidas

Ein schöner Holzboden dekoriert das Innere des Palastes, ansonsten ist das Gebäude leer. Nur ein paar Tauben bewohnen den historischen Bau. Daneben stehen weitere, kleinere Paläste von Nachfolgern Fasilidas. Die meisten Gebäude wurden während des 2. Weltkriegs zerstört.

Gondar Gemp Bezirk Gondar

Besonders beeindruckt mich die Festhalle des Kaisers Bakaffa. Das Sonnenlicht strahlt mystisch durch die Fensteröffnungen in den 50 Meter langen Saal.

Festhalle Bakaffa

Seit 12 Uhr dröhnen über der Stadt die Stimmen der Priester der äthiopisch-orthodoxen Kirche. Die Messen werden täglich von 12 bis etwa 15 Uhr mittels Lautsprecher über die ganze Stadt übertragen. Trotz der Länge der Messe strömen die Gläubigen aus dem Kirchenareal Debre Berhan Selassi.

Debre Berhan Selassi Gondar

In der Kirche selbst ist wenig Platz für Gläubige. Sie halten sich daher im Freien auf. Die alten, auf Baumwollstoff gestalteten Malereien im Inneren der Kirche sind beeindruckend. Licht fällt nur durch die offenen Kirchentüren rein.

Gondar Kirche Debre Berhan Selassi

Zum Abschluss besuche ich Gondar das Wasserschloss des Kaisers Fasilidas. Das 40 x 70 m große Becken wird einmal jährlich zum Tauffest im Jänner mit Wasser gefüllt. Zu Kaisers Zeiten soll sich hier Fasilidas im Wasser vergnügt haben.

Wasserschloss Fasilidas Wasserschloss Gondar

Eine Wehrmauer umschließt den Garten, Bäume umschließen die alten Mauern.

Gondar Wasserschloss Mauer

16.02.2018: Semien Mountain Nationalpark

Ich beziehe die höchste Lodge Afrikas. Auf 3260 Meter Seehöhe liegt die Semien Lodge im gleichnamigen Nationalpark.

Simien Lodge Äthiopien

Hier oben weht ein kühler Wind. In der gebuchten Rundhütte suche ich vergeblich die Heizung.

Semien Lodge Zimmer Semien Lodge Rundhütte

In der höchsten Bar Afrikas ist es ebenfalls kalt. In der Mitte des Raums steht ein großer offener Kamin, der abends hoffentlich in Betrieb ist.

Höchste Bar in Afrika Simien Lodge Bar

Die Landschaft ist großartig. Ich wandere am Rand einer Klippe. Auf der rechten Seite entdecke ich Tiere, wie einen Buschbock oder einen Klippschliefer. Über mir kreisen Lammergeyer.

Buschbock in Äthiopien Klippschliefer im Semien Nationalpark

Links geht es rund 500 Meter steil bergab. So eine Landschaft habe ich in Äthiopien nicht erwartet.

Semien Nationalpark

17.02.2018: Blutbrustpaviane im Semien Nationalpark

Die braune Wiese riecht nach Kräutern und vertrocknetem Gras. Ich sitze auf dem stacheligen Boden. Aus allen Richtungen höre ich das Zupfen von Gras, ansonsten ist es ruhig. Kein zwei Meter von mir entfernt knabbert ein junger Blutbrustpavian an einem Halm. Er lehnt dabei bequem am dicken Fell seiner Mutter und beobachtet mich misstrauisch.

Blutbrustpaviane Äthiopien

Die Pavianmutter steht auf und wirft dabei mit dem Schwanz das Junge um. Es steht erschreckt auf, umklammert im nächsten Augenblick den Schwanz der Mama. Geschickt dreht die Mutter ihren Schwanz um die eigen Achse und hebt dabei ihr Kleines auf den Rücken, beide ziehen weiter.

Pavian Baby Pavian Familie

Auch die anderen Tiere ziehen an mir vorbei. Ich schätze rund 150 Bärenbrustpaviane grasen um mich herum. Ich höre ein eigenartiges, fremdklingendes Kreischen und Quitschen, zwei Jungtiere streiten. Sofort läuft das gewaltige Familienoberhaupt hin und schlichtet den Streit. Seine Mähne erinnert an die eines Löwen. Stolz schreitet er zwischen seine Frauen und Kindern herum.

Blutbrustpavian Semien Nationalpark

Von mir nimmt das männliche Oberhaupt so gut wie keine Notiz. Stolz geht er wenige Meter an mir vorbei. Er weiß, das er der Chef ist. Neben dem Fressen ist die Hauptbeschäftigung der Paviane die gegenseitige Fellpflege. Akribisch genau wird das Fell nach Zecken und andere Ungeziefer durchsucht.

Fellpflege Paviane Blutbrustpavian in Äthiopien

Die große Herde ist inzwischen weitergezogen. Ich mache mich ebenfalls auf den Weg, umkreise die Tiere und setze mich in Marschrichtung wieder ins Gras, sodass die große Gruppe direkt auf mich zukommt. Ein paar Minuten später bin ich wieder von den Tieren eingekreist. Sie vertrauen mir und blicken mir direkt in die Augen, nur die Kleinen bleiben weiterhin misstrauisch.

Gruppe Paviane Simien Pavian Äthiopien

18.02.2018: Fahrtag nach Axum

Heute geht die Reise weiter nach Axum. Hier ein paar Schnappschüsse aus dem Auto.

Äthiopien Straßenfoto Äthiopien StraßenfotoÄthiopien Straßenfoto Äthiopien StraßenfotoÄthiopien Straßenfoto Äthiopien StraßenfotoÄthiopien Straßenfoto Äthiopien StraßenfotoÄthiopien Straßenfoto Äthiopien Straßenfoto

19.02.2018: Die historische Stadt Axum

Ich habe vor meiner Äthiopienreise ehrlich gesagt noch nie von Axum gehört. Dabei war die Stadt vor rund 1.500 Jahren Hauptstadt eines der mächtigsten Reiche Afrikas. Das erfahre ich heute bei meiner Führung durch den Stelenpark der Stadt.

Königreich von Axum Stelenpark Axum

Auch von Stelen habe ich noch nie gehört. Sie sind aus einem Stück behauene Granitblöcke, die in dem einstigen Friedhofsareal stehen. Die größte Stele ist über 33 Meter lang und etwa 512 Tonnen schwer. Vermutlich war der Monolith bereits beim Aufstellen umgefallen und zerbrochen.

Axum Äthiopien

Unter der zerbrochenen Stele betrete ich die alte Grabkammer. Die elektrische Beleuchtung will heute nicht. Das wenige Tageslicht, das über kleine Schächte ins Unterirdische scheint, erzeugt eine mystische Stimmung.

Axum Grabkammer Grabkammer Axum

Zu Mittag gehe ich zum alten Marktplatz. In der Mitte steht ein riesiger Baum. Darunter bieten einige Frauen die für Äthiopien typische Kaffeezermonie an. Ich setzte mich auf einen roten Plastiksessel und beobachte wie die Kaffeebohnen geröstet werden.

Hauptplatz Axum Kaffeepause in Axum

Ein paar Minuten später gesellen sich drei Kinder zu mir. „How are you?“, „Give me chocolate!“ „Football ?“. Viel mehr hat der Englischunterricht noch nicht hergegeben. Frech nimmt sich „Messi“ (so nennt sich der junge Fußballgenie) das Telefon von der Kaffeerösterin und macht ein Foto von mir. Da muss ich natürlich kontern und wir lachen viel beim gegenseitigen fotografieren.

Jungs in Axum

Nach 15 Uhr ist die dreistündige Messe vorbei und ich darf die neue Kirche der Stadt besichtigen. Vorher umkreisen die Kirchgänger angeführt vom Priester noch drei Mal das Kirchenschiff.

Kirche in Axum

Fast alle Männer und Frauen sind in weiße Tücher gehüllt und singen im Chor.

Axum Kirche Kirchgeher in Axum

Die beiden ältesten Kirchen Äthiopiens sind bereits zerstört. Daneben steht die drittälteste Kirche des Landes. Nur Männer haben Zutritt.

Älteste Kirche von Äthiopien Kircheninnere Axum

Am Abend gibt es Injera (Sauerteigbrot) mit Ziegenfleisch.

Injera mit Ziegenfleisch

20.02.2018: Der Tempel von Yeha und ein Marktbesuch

Als Beifahrer kann ich in aller Ruhe die Fahrt durch Äthiopien genießen. Mein Fahrer Teddy lenkt mich sicher über Asphaltstraßen und holprige Schotterpisten. Meine Aufgabe beschränkt sich je nach Staublevel auf das Öffnen und Schließen meines Fensters.

Nordäthiopien Straße

Es ist wieder soweit, wir biegen von der guten Straße auf eine schmale staubige Schotterpiste. Ich schließe das Fenster um im Auto staubfrei zu bleiben. Unser Ziel ist das kleine Dorf Yeha. Hier steht das wahrscheinlich älteste Gebäude in Äthiopien. Der Tempel von Yeha soll aus dem 5 Jahrhundert vor Christus stammen.

Tempel in Yeha Yeha Äthiopien

Im kleinen Museum daneben zeigt mir ein Priester alte Schätze und Bücher aus Ziegenleder.

Yeha Altes Buch Museum Yeha

Ich mische mich auf dem Marktplatz von Yeha unter die Leute. Auf dem Parkplatz warten Esel auf den Rückweg. Die Verkäufer hocken eng beieinander und verkaufen Tomaten, Salat, Reis und Getreide.

Marktplatz in Yeha

Die Frauen tragen ganz dünn geflochtene Zöpfe, oft einen großen Ohrring und nicht selten ein Baby auf dem Rücken. Ein kleines Mädchen läuft mir nach und will mir eine Glasflasche um 1 Birr ( ca. 3 Eurocent) verkaufen. Ich lehne ab, worauf die junge Dame auf 2 Birr erhöht. Mein Vertrauen gewinnt sie damit nicht. 

Markt in Äthiopien Marktfrau in Yeha

20.02.2018: Debre Damo – ein Klosterbesuch

Ich stehe vor einer Steilwand und blicke rund 15 Meter nach oben. Ich sehe ein kleine Holztüre. Von dort hängt ein etwa 8 cm dickes Seil herunter. Daneben hängt eine Schlaufe, ich glaube aus Tierhaut. Mein Führer bindet mir die Schleife zwei Mal um den Bauch und ehe ich noch lange überlegen kann, zieht jemand an dem Seil und ich bin auf den Weg nach oben.

Berg Debre Damo Anseilen für Debre Damo

Eigentlich habe ich Höhenangst. Geklettert bin ich auch noch nie. Warum mache ich das bloß,noch dazu in einem Land wie Äthiopien? Zumindest habe ich schon einmal einen Toyota als Rettungsauto verkleidet gesehen. Beruhigen tut mich dieser Umstand nicht wirklich.

Aufstieg Debre Damo

Ich lasse mich die fast senkrechte Wand nach oben schleppen. Das Ziegenleder drückt sich fest in meinen Oberkörper. Irgendjemand zieht kräftig nach oben. Das bringt mich schneller zum Ziel als die schwindenden Kräfte in meinen Armen. Ich habe kaum mehr Zeit um den Fuß in eine Nische in der Wand zu setzen. Hurra, geschafft! Ich bin oben. Der Liftboy macht keinen besonders kräftigen Eindruck. An dass Runterklettern denke ich vorerst einmal nicht.

Liftboy Debre Damo Seil Debre Damo

Warum ich mir das antue? Hier oben steht die wahrscheinlich das älteste noch erhaltene Kloster Afrikas südlich der Sahara. Ich bin gespannt. Nach ein paar Minuten erreiche ich die Klosterkirche. Mein erster Eindruck? Eine Alpenhütte. Ein neues Dach schützt den alten Bau. Angeblich stammt die Kirche aus 6. Jhdt. Nach Christus und wäre somit rund 1400 Jahre alt. Vor Feinden gut geschützt ist die Klosterkirche auf jeden Fall.

Debre Damo

Im Inneren zeigt mir ein Priester ein rund 500 Jahre altes Buch mit Seiten aus Ziegenhaut. Ich bewundere die glatten Holzbalken aus Olivenholz.

Debre Damo Innenansicht Debre Damo Buch

Im Turm daneben hängen zwei Glocken, die nur zu besonderen Anlässen geläutet werden. Von hier aus habe ich einen schönen Blick über die alte Kirche und die Wohnungen der 150 Mönche die im Kloster Debre Damo wohnen.

Es ist kurz vor der täglichen Nachmittagsmesse. Ich muss das Areal verlassen und lasse mich die Steilwand runter. Ich habe keine andere Wahl.

Glockenturm Debre Damo Debre Damo in Äthiopien

Von unten beobachte ich noch, wie Mönche ohne Bauchschlinge, nur mit dem Seil in der Hand, die Wand regelrecht empor laufen. Um mir die Schmach beim nächsten Mal zu sparen, plane ich zuhause einem Kletterverein beizutreten.

Aussicht Debre Damo Mönch Debre Damo

21.02.2018: Wanderung zur Felskirche Maryam Korkor

Die Nacht verbrachte ich in der Gheralta Lodge. Die Zimmer sind in Steinhäusern untergebracht, die stylische Inneneinrichtung sticht mir sofort ins Auge.

Gheralta Lodge Zimmer Gheralta Lodge

Von der weiten Grünfläche, die zur Lodge gehört, hatte ich gestern Abend und heute morgen einen schöne Blick auf einen großen Tafelberg. Ganz oben befinden sich mehrere Kirchen. Zwei davon werde ich heute besuchen.

Äthiopien Landschaft

Je näher wir dem Felsmassiv kommen, umso beeindruckender wird es. Die Morgensonne brennt schon ordentlich vom Himmel. Mit Sonnenhut, Fotokamera und einem Liter Wasser mache ich mich mit einem Führer auf den Weg. Der schweißtreibende und steile Aufstieg lohnt sich vor allem wegen der Aussicht.

Wanderung Maryam Korkor Wanderung Äthiopien

Die Innenräume der Kirche Maryam Korkor wurde großteils in den Fels gehauen.

Maryam Korkor Äthiopien

Nur der Zutritt erfolgt über einen gemauerten Zubau. Der Fels wurde ausgehöhlt, nur einige Säulen blieben als Stützen stehen. Ein imposanter Bau mit schönen Malereien.

Maryam Korkor Innen Maryam Korkor Mönch

Der Weg zur zweiten Kirche führt über einen 2-3 Meter schmalen Pfad entlang der Felsmauer. Mein Herz beginnt zu klopfen. Links von mir geht es hunderte Meter senkrecht in die Tiefe. Ich schaue rechts die Felswand nach oben.

Ich überlege kurz ob ich weitergehen soll. Meine Höhenangst sagt: Stopp, sofort retour in sicheres Gelände. Mein Neugier sagt: Hier komme ich wahrscheinlich nie wieder her. Die Neugier siegt, das Fotografieren lasse ich aber sein, ich konzentriere mich auf jeden meiner Schritte.

Weg zu Daniel Korkor Abgrund Daniel Korkor

Durch eine schmale Tür gelange ich in einen kleinen, in den Fels gehauenen Innenraum. Es ist überraschend hell. Ich betrachte die alten Fresken. Die Angst vor dem waghalsigen Rückweg steigt. Wie viele Besucher sind hier wohl schon runter gestürzt?

Ich versuche meine Panik zu verarbeiten und gehe hochkonzentriert den kurzen Weg zurück. Neben dem Beitritt zu einem Kletterverein, nach meiner Erfahrung von gestern, fasse ich nun auch eine Therapie gegen Höhenangst ins Auge. Die Kombination macht Sinn.

Eingang Daniel Korkor Daniel Korkor Innen

22.02.2018: Fahrt nach Lalibela – Injera zum Mittagessen

Ein langer Fahrtag bringt mich heute nach Lalibela. Höhepunkt ist das Mittagessen. Wie so oft bestelle ich Injera, das für Äthiopien typische Fladenbrot, mit verschiedenen Beilagen.

Injera in Äthiopien

Nach einer langen Fahrt über Asphaltstraßen und Lehmpisten lande ich abends im Hotel Maribela. Das Zimmer mit Ausblick ist genial. Ein idealer Ort um sich mit meiner Reiseliteratur auf den nächsten Höhepunkt der Reise vorzubereiten.

Zimmer im Maribela Hotel Hotel Maribela Balkon

Der Sonnenuntergang vom Balkon ist grandios.

Sonnenuntergang in Lalibela

23.02.2018: Die Felskirchen von Lalibela

Von weitem sehe ich schon das in Fels gehauene Kreuz, rundherum ein tiefer Graben. Die Oberfläche des Kreuzes befindet sich auf der gleichen Ebene wieder der Granitfels in der Umgebung. Je näher ich komme, umso sichtbarer wird der Graben. Das Kreuz bildet das Dach einer vor rund 800 Jahren aus den Granit gehauenen Kirche.

Felsenkirche Lalibela

Ich spaziere an der Felskante entlang und blicke etwa 12 Meter in die Tiefe. Priester und Gläubige verlassen gerade die Kirche. Dies ist kein Museum, sondern ein lebendiger Ort. Über einen schmalen in Fels gehauenen Pfad gehe ich hinunter zum Eingang der Georgiys-Kirche.

Georgiys Lalibela

Beeindruckt gehe ich zwei Mal um das einzigartige Gebäude. Es ist eine unglaubliche Leistung aus dem Felsen so ein Kirche in einem Stück herauszuschlagen.

St. Georgs Kirche Lalibela Georgiys Kirche Lalibela

Ich ziehe meine Schuhe aus (das ist in Äthiopischen Kirchen üblich) und betrete das Innere der Felskirche. Die Mauern sind sehr dick. Es ist nicht viel Platz im Inneren. Es ist dunkel. Ein paar Leuchtstoffröhren hängen an den Elektroleitungen von der Wand.

Auf einer Holztruhe, die so alt wie die Kirche sein soll, steht ein Marienbild und es liegen Kerzen herum. Weitere Bilder lehnen an der Wand. Sesseln stehen im kleinen Raum, Gebetsstöcke liegen in der Ecke. Es sieht aus wie in einer Rumpelkammer.

Kircheninnere Lalibela

Über mir erblicke ich eine perfekt behauene Kuppel und kleine Fensteröffnungen. Die vier Säulen sind glatt wie Marmor. Ein Gläubiger in weißem Gewand und mit einem weißen Tuch um den Kopf sitzt in einer Ecke und liest in einem alten Buch.

Gläubiger Lalibela Felsenkirche Äthiopien

Die Georgiys-Kirche ist sicher die schönste Felsenkirche in Lalibela. Ich besuche noch alle 10 weiteren Kirchen in der nahen Umgebung. Jede hat ihren eigenen Charakter und ihre eigene Architektur. Manche haben die Größe einer Kapelle, die größte wiederum ist etwa 45 Meter lang.

Kirche in Lalibela Lalibela

Um die Werke als Weltkulturerbe zu erhalten hat die UNESCO im Jahr 2008 Dächer mit pompösen Säulen über die Kirchen gespannt. Die Bewohner von Lalibela sind sehr unzufrieden und fordern schon lange die Entfernung. Die Konstruktionen nehmen dem Platz die Ehre und die Atmosphäre. Es sollte wohl besser Lösungen geben.

Lalibela Felsenkirche Priester in Lalibela

24.02.2018: Samstag-Markt in Lalibela

Samstag ist Markttag in Lalibela. Viele Marktbesucher kommen zu Fuß aus den umliegenden Dörfern. Schon auf dem Weg zum Marktgelände kommen mir Menschen und ihre vollgepackten Esel entgegen.

Marktplatz von Lalibela

Die Auswahl an Produkten am Markt ist nicht sehr groß. Zwiebeln, Knoblauch, Tomaten, Kartoffeln, Kraut, Linsen, Erbsen, Teff und Reis sind die am meisten gehandelten Lebensmittel.

Markt in Lalibela Marktstand in Lalibela

Ganz viele Äthiopier tragen bunte Plastiksandalen „Made in China“. In manchen Dörfern, die ich mit dem Auto durchquert habe, hatten fast alle Bewohner Schuhe der gleichen Farbe an. Egal ob beim Verweilen vor dem eigenen Haus oder als Arbeiter auf der Baustelle, die Sandalen werden immer und überall getragen. Hier am Markt gibt es Nachschub. Es werden neue eingekauft und die alten gleich hiergelassen. Mitten am Weg zwischen den Verkaufsständen steige ich über einen Haufen alter Sandalen.

Lalibela Marktgasse Sandalen Äthiopien

Am unteren Teil des Marktes wird Vieh gehandelt. Rinder und Esel wechseln ihre Besitzer.

Viehmarkt in Lalibela

28.02.2018: Rückfahrt nach Addis Abeba

Nach zwei Tagen Erholungspause in Lalibela geht es zwei weitere Tage mit dem Auto zurück nach Addis Abeba. Hier wieder ein paar Schnappschüsse aus dem Auto.

Äthiopien Straße Kamele in ÄthiopienLanghornrinder in Äthiopien Rinder und Kamele in ÄthiopienSchlucht in Äthiopien Straße in Äthiopien

Vielen Dank an Teddy von Zagwe Ethiopia Tours, der mich 19 Tage durch sein Land chauffiert hat. 

Zagwe Ethiopia Tours

Zagwe Ethiopia Tour

01.03.2018: Rückflug mit Ethiopian Airlines (Werbung)

Am letzten Abend genieße ich zum letzten Mal das Nationalgericht Injera. Ich sitze in einem traditionellen Restaurant und warte auf die Abreise aus Äthiopien. Um 21 Uhr brechen wir zum Flughafen auf und ich mache den Self Check-in an einem der Automaten am Flughafen von Addis Abeba. 

Check-In Addis Abeba Ethiopian Airlines App

Das Ideale an den Flügen mit Ethiopian Airlines sind die Flugzeiten ab/bis Wien. Nur rund sechs Stunden trennen Wien von der Hauptstadt Äthiopiens. Das ist nicht viel länger als ein Flug auf die Kanarischen Inseln. Da die Verbindungen in der Nacht gehen, verliere ich keine Urlaubstage mit der An- und Abreise. 

Ethiopian Airlines Sitze Economy Ethiopian Airlines Bordunterhaltung

Knapp gegen ein Uhr früh hebe ich mit einer ziemlich neuen Boing 787 (auch Dreamliner genannt) ab nach Wien. Ethiopian Airlines fliegt mittlerweile 56 Destinationen in Afrika an. Letztes Jahr genoss ich schon einen Flug nach Botswana. Die kurzen Umsteigezeiten von 2-3 Stunden in Addis Abeba sind gerade richtig um sich die Beine zwischen den Flügen zu vertreten. Für mich die perfekten Verbindungen zwischen Österreich und Afrika. 

Streckennetz Ethiopian Airlines Flugshow Ethiopian Airlines

Ich sehe mir das Streckennetz im Bordmagazin an. Neben Zielen in Afrika könnte ich auch nach Sao Paulo, Toronto, Peking oder Singapur fliegen. Das Streckennetz wächst enorm schnell. Im Bordmagazin sind neuen Ziele wie zB. Victoria Falls, Madagaskar, Komoren oder Namibia noch gar nicht eingezeichnet.

Filmprogramm Ethiopian Airlines Äthiopisches Bier an Board

Abendessen in Addis Abeba, Frühstück in Wien, schöne kleine Welt.

Ethiopian Airlines

Die Reise wurde von Ethiopian Airlines unterstützt. Vielen Dank.