Reisedoktor

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Franz Roitner

Blogbeiträge nach Ländern

Peru-Bolivien 2016 | Reisetagebuch meiner Rundreise mit Inkatrotter

Reisekarte Peru 2016

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07.05.2016: Das Stadtviertel Miraflores und ein Markt in Lima

Lima, die Hauptstadt von Peru, liegt direkt am Meer. Mein gestriger Landeanflug erfolgte entlang der Küstenlinie und so beschließe ich heute früh die Stadt vom Meer aus zu erkunden. Mein Hotel liegt im Stadtviertel Miraflores, einem modernen Stadtteil von Lima, ab und an entdecke ich noch Ferienhäuser aus einer anderen Epoche. Ein Spaziergang bis zur Küste dauert nur 15 Minuten. Die Stadt liegt etwas erhöht über den Meeresspiegel und es bietet sich mir ein fantastischer Blick über die Steilklippen hinunter zum Meer, wo sich die Surfer im Wasser tummeln.

Peru Lima

Morgen beginnt meine gebuchte Rundreise mit der Reiseagentur Inkatrotter aus der Welt von Trottermundo. Das historische Stadtzentrum ist somit Teil vom Besichtigungsprogramm. Trotzdem nehme ich mir ein Taxi und lasse mich in die Altstadt bringen. Laut Stadtplan gibt es in der Nähe des Hauptplatzes einen großen Markt. Märkte mag ich, also spaziere ich durch die Gassen der Stadt und finde mich bald in einer großen, mehrstöckigen Markthalle wieder.

Markt - Käse - Peru Gemüsemarkt in Lima

Im Erdgeschoß gibt es Fisch und Meeresfrüchte. Die Küste vor Peru ist sehr fischreich und angeblich gibt es in Lima und im Stadtviertel Miraflores hervorragende Fischrestaurants. Ich beschließe, das gleich heute Abend zu testen. Besonders appetitlich finde ich die „Mariscos mixto“, eine fertige Mischung aus Jakobsmuscheln, Garnelen, Tintenfisch und anderen, mir unbekannten, Meeresfrüchten. Selten war ich auf einem fast geruchlosen Fischmarkt, ja, an manchen Ecken riecht es sogar richtig angenehm. Grund dafür sind wohl die Garküchen, die in einem eigenen Teil der Markthalle untergebracht sind. Es riecht nach Suppe. Hätte ich schon Hunger, dann würde ich mich gleich hier auf einen der Plastiksessel setzen und Frisches verkosten.

Markt: Meeresfrüchte Markt in Lima

Neben Fisch gibt es jede Menge Fleisch, Gemüse, Obst, Käse und Kräuter zu kaufen. Was mir auch noch auffällt, es ist für eine Markthalle extrem ruhig. Käufer und Verkäufer kommunizieren fast wortlos miteinander und ich als auffälliger Tourist werde komplett ignoriert. Das hat natürlich eine gute Seite: Ich kann in Ruhe fotografieren.

Lima Fischmarkt

Nach dem Marktbesuch habe ich das schöne Gefühl in Peru angekommen zu sein. Mit peruanischem Bier und frischem Oktopus beende ich meinen Tag und freue mich auf die kommenden zwei Wochen.

Peruanisches Bier Oktopus

08.05.2016: Die Altstadt von Lima – Peru

Heute startet meine Inkatrotter Tour. Unsere Gruppe besteht aus 12 Reiselustigen aus Deutschland und Österreich. Pünktlich werden wir im Hotel abgeholt. Unser erster Stopp ist der Hauptplatz von Lima, die Plaza Mayor. Ich gehe in die Mitte des Platzes und weiß gar nicht in welche Richtung ich zuerst schauen soll. Auf der einen Seite ragen die zwei Türme der Kathedrale empor und links daneben befindet sich der Regierungspalast, wo der Präsident von Peru während seiner Amtszeit wohnt.

Plaza Mayor in Lima

Besonders auffällig sind das Rathaus auf der dritten und ein Gebäude auf der vierten Seite des Platzes. Die Häuser sind in „schönbrunngelb“ gehalten und mit wunderschönen Holzbalkonen verziert. Insgesamt soll es über 300 Holzbalkone in der Stadt geben. Einige davon entdecke ich in den Gassen in der Umgebung des Hauptplatzes.

Balkone in Lima Altstadt von Lima

Im Franziskanerkloster ist das Fotografieren leider verboten. Besonders beeindruckt bin ich von der alten Bibliothek, wo unzählige jahrhundertealte Bücher auf den vollständigen Zerfall warten. Nun geht es aber unter das Kirchenschiff. Die alten Katakomben wurden erst 1950 entdeckt und dienten früher als Friedhof der Stadt. Man fand hier die Gebeine von rund 70.000 Menschen. Viele davon bekomme ich schön nach Körperteilen sortiert zu Gesicht. Durch die Luftöffnungen hallt der Gesang des Chores durch die Katakomben, denn oberhalb von uns findet gerade eine Messe statt. Ein sehr mystischer Ort.

Franziskanerkloster Kloster in Lima

Nach einem Stopp bei der Plaza San Martin besuchen wir gemeinsam noch das Archäologische Museum von Lima. Die Ausstellung gibt eine gute Übersicht und einen historischen Abriss der alten Geschichte Perus wieder. Die Vorfreude auf die Entdeckung des Landes ist groß.

Archäologische Museum Lima Lima Altstadt

09.05.2016: Bootsfahrt zu den Ballestas Inseln

Der Wakeup-Call der Hotelrezeption erfolgt um Punkt 3 Uhr früh. Es liegt eine lange Fahrtstrecke vor mir, die zwei Höhepunkte meiner Perureise beinhaltet. Da nehme ich das zeitige Aufstehen gerne in Kauf. Bereits um 8 Uhr früh stehe ich einige hundert Kilometer weiter südlich von Lima an einem Bootssteg und warte auf das Schnellboot. Unser Ziel sind die Ballestas Inseln, die rund 20 Minuten Fahrzeit entfernt im Pazifik liegen.

Peru - Ballestas Inseln

Je näher ich den Inseln komme, umso größer wird der Gestank von Vogelmist. Auf den steilen Felsen leben und nisten unzählige Guanotölpel. Unser Boot fährt knapp an die Küste heran, sodass man mit einem einfachen Fotoapparat oder sogar mit dem Handy gut und in Ruhe fotografieren kann. Ich entdecke Kormorane und Pelikane.

Bootsfahrt Ballestas Inseln Pelikan Ballestas Inseln

Plötzlich entdecke ich eine Gruppe von Humboldtpinguinen, die auf einem Felsrücken gerade in Richtung Meer hoppeln oder watscheln. Wie sagt man denn da eigentlich in der Fachsprache dazu? Ich könnte den Pinguinen stundenlang zusehen. Leider haben wir nicht so viel Zeit und das Boot fährt ein Stück weiter.

Humboldt Pinguine Peru Ballestas Inseln Peru

Ich beobachte eine Gruppe von Seelöwen. Ein Männchen verteidigt sein Revier und verjagt einen Kontrahenten. Die Seelöwinnen liegen faul am Felsen und lassen sich von unserem Boot nicht stören.

Seelöwe in Peru Seelöwe Ballestas Inseln

09.05.2016: Flug über die Nazca-Linien

Astronomischer Kalender, zeremonielle Stätten oder Landebahn für Außerirdische,  über die gigantischen Bodenzeichnungen gibt es bis heute mehrere Theorien und viele Bücher wurden zum Thema geschrieben. Die Rätsel der Nazca-Linien werden wahrscheinlich nie gelöst werden. Zu sehen sind die in den Wüstenboden gezogenen Linien am besten aus der Luft.

Die Flugzeuge nehmen zwischen vier und zwölf Passagiere an Bord, der Rundflug dauert rund 30 Minuten. Im Reiseführer liest man von gefährlichen Flügen mit vielen Abstürzen und einer schlechten Start- und Landebahn. Es wird mehr oder weniger von einem Flug abgeraten. Vor Ort habe ich aber einen komplett anderen Eindruck. Der kleine Flughafen ist modern ausgestattet, hat einen eigenen Tower, verschiedene Anbieter bieten Rundflüge an. Die Piloten warten in ihren Uniformen auf ihren nächsten Einsatz. Wir Passagiere werden sogar abgewogen!

Flugzeug Nazca

Ich finde Platz in einer zwölfsitzigen Maschine. Alle Passagiere haben einen Fensterplatz. Ich bin schon öfter mit einem Kleinflugzeug geflogen und bin auf den Flug vorbereitet. Ich trage ein dunkles T-Shirt um die Fenster-Reflexionen beim Fotografieren möglichst gering zu halten.  Auch habe ich vorher viel Wasser getrunken, denn in den kleinen Fliegern wird es meist ziemlich heiß. Ein leerer Magen ist auch von Vorteil.

Plan Nazca Linien Nazcalinien

Schon geht es los und wir haben ab. Von der Fluglinie habe ich einen kleine Übersichtsplan der Zeichnungen erhalten und der Pilot macht nach wenigen Minuten schon seine erste Durchsage: „On the right side you see the whale“. Der Pilot neigt das Flugzeug auf die rechte Seite, wo ich meinen Platz habe. Ich blicke durchs Fenster und suche vergeblich nach Spuren, die einen Wal darstellen. Der Pilot dreht so lange seine Runden bis auch ich das Bodenzeichen erkenne. Jetzt ist die linke Seite dran und der Flieger neigt sich in die andere Richtung.

Nazca Bodenzeichnung Flug Nazca Linien

Dieser  Vorgang wiederholt sich bei fast allen elf Figuren. Bei manchen Manövern kann ich gleich zwei Zeichen erkennen und fotografieren. Besonders gute Lichtverhältnisse habe ich beim Colibri. Er misst 96 Meter. Etwas skurril finde ich den Astronaut, wenn man bedenkt, dass die Linien etwa 2000 Jahre alt sind. Wahrscheinlich kommt daher die wagemutige Theorie, die vielen Figuren, Dreiecke und Streifen seien für Außerirdische in den Boden geritzt worden.

Rundflug Nazca Linien

Nach etwa 35 Minuten bin ich durchgeschwitzt und meinem Sitznachbar ist aufgrund der Flugakrobatik die Farbe aus dem Gesicht gelaufen. Mir geht es nicht viel besser und ich bin froh als der Pilot die Landebahn ansteuert.  Ich habe schon einiges über die Nazca-Linien gelesen und sogar eine Dokumentation habe ich mir vorab auf youTube angesehen. Ich bin froh, dass ich mich für den Flug entschieden habe.

Jetzt brauche ich aber erstmal eine Pause um mich vom Flug zu erholen. Im Zentrum von Nazca finde ich in sehr nettes Cafe-Restaurant, wo ich den Abend verbringe.

Nazca Restaurant Peruanisch Essen

10.05.2016: Fahrt von Nazca nach Arequipa

Unser Busfahrer Pepe kalkuliert für den heutigen Tag rund 12 Stunden Fahrzeit ein. Wir fahren von Nazca nach Arequipa. Es steht also ein langer Fahrtag auf der Panamericana auf dem Programm. Die Strecke führt durch trockene Wüstenlandschaft entlang des Pazifiks. Hier fällt das ganze Jahr über kein Regen.

Panamericana in Peru

Eine landschaftliche Abwechslung bietet auf den ersten paar hundert Kilometer nur ein paar Flussoasen. Hier fließt Wasser aus den Anden in das Meer und auf den kleinen Flächen werden Obst und Gemüse kultiviert. Wir machen Stopp in einer Oliven-Oase.  Ich koste mich durch köstlich schmeckende schwarze und grüne Oliven, die in großen Fässern am Straßenrand gelagert werden.

Küste von Peru Oliven Verkostung in Peru

Am späten Nachmittag verlassen wir die Küste und  fahren ins Landesinnere in Richtung Arequipa, der zweitgrößten Stadt von Peru.  Die Stadt liegt über 2.300 Meter Seehöhe und wir kommen kurz nach Sonnenuntergang im Hotel an. Die Unterkunft ist nicht weit vom Stadtzentrum entfernt und ich vertrete mir nach der langen Fahrt die Füße. Die Kathedrale am Hauptplatz ist prächtig beleuchtet.

Arequipa bei Nacht

Mein Magen meldet sich zu Wort und ich steuere das Restaurant Chicha an. Es gehört wie viele weitere Gourmetrestaurants dem Starkoch Gastón Acurio. Ich bekomme ohne Reservierung einen Tisch.  Glück gehabt! Vorab genieße ich eine Variation von Empanadas. Das Alpaca Fleisch wird in einer Curry-Quinoa Sauce mit frischen Früchten serviert. Zum Abschluss bestelle ich eine süße Variation.  Es heißt, Peru hat die beste Küche Südamerikas, dass kann ich bestätigen.

Chicha Arequipa Chicha Nachspeise in Arequipa

11.05.2016: Arequipa – die weiße Stadt in Peru

Das Zentrum von Arequipa liegt um den Hauptplatz Plaza de Armas. Prägendes Gebäude ist die Kathedrale, die ich gestern Abend schon in voller Beleuchtung von außen gesehen habe.  Bei Tageslicht wirkt die Kirche genauso imposant und auch innen gibt es einiges zusehen. Der Marmoraltar stammt aus Italien, die Orgel (angeblich die größte in Südamerika) kommt aus Belgien. Interessant ist das angeschlossene  Museum, wo viele wertvolle Kunstschätze aus Silber und Gold ausgestellt sind. Am Dach der Kathedrale besichtige ich die Kirchenglocken und habe einen guten Blick über den Stadtplatz.

Kathedrale in Arequipa Arequipa Kathedrale

Der Plaza de Armas ist an den restlichen drei Seiten mit Säulenarkaden gesäumt. Im ersten Stock befinden sich viele Restaurants und Bars, wo ich später einen Kaffee mit Blick auf die Kathedrale einnehmen kann. Der Großteil der alten Gebäude im Zentrum ist aus weißem Tuffstein errichtet, deshalb wird Arequipa auch „die weiße Stadt“ genannt.

Arequipa galt seit der Gründung der Spanier im Jahre 1540 als wohlhabende und reiche Stadt. Die alten prunkvollen Gebäude um den Hauptplatz zeugen von der damaligen Zeit. Die Innenstadt gefällt mir persönlich sehr gut und hat unglaublich viel Flair. Bewegt man sich jedoch weiter stadtauswärts so merke ich sehr bald, dass der Großteil der Stadtbewohner nicht diesen Wohlstand teilt und in sehr armen Behausungen lebt.

Peru Arequipa

Als nächster Programmpunkt ist das Santa Catalina Kloster angegeben. Es wurde 1580 errichtet und gilt als die einzige Klosterstadt der Welt. In dem gesamten Gebäudekomplex hatten viele Nonnen ihr eigenes Haus mit eigener Dienerin.  Nach der Führung  spaziere ich nochmals alleine durch die alten Räume und Gassen des abgeschotteten Klosters. Erst seit 1970 ist Besuchern der Zugang zum Kloster gestattet.

Santa Catalina Kloster, Peru Santa Catalina Kloster Arequipa

12.05.2016: Fahrt in das Andenhochland von Peru

Wir brechen mit dem Bus zeitig auf und kämpfen uns durch den Morgenverkehr der Innenstadt von Arequipa. Bald haben wir den Großstadtdschungel verlassen und fahren in das Andenhochland. Auf dem Weg sehen wir immer wieder Vikunjas, ihre Wolle ist die seltenste, weichste und teuerste der Welt. Ein Pullover aus diesem kostbaren Material soll rund 500 Euro kosten.

Andenhochland von Peru Vikunjas in Peru

Unsere Reiseleiterin Marcia verteilt kleine Päckchen mit Coca-Blättern, die im Mund zerkaut gegen Höhenkrankheit helfen sollen. Wir überqueren heute noch einen Pass mit 4910 Meter Seehöhe. Da nehme ich zur Sicherheit auch gleich mal 5 Blätter und wie ein Wiederkäuer zermalme ich die Blätter im Mund.

Coca Blätter in Peru Hochland von Peru

Die Landschaft ändert sich mit zunehmender Höhe und wir stoppen bei einer Herde von Alpakas und Lamas. Die Besitzer verdienen sich ihr Geld am Straßenrand, denn gegen ein kleines Trinkgeld kann man die mit farbigen Bändern geschmückten Tiere fotografieren. Viele Touristenbusse bleiben stehen. Ich freue mich über die Fotos und die Einheimischen über ihre Einnahmequelle.

Treffen mit einem Lama in Peru

Am Pass angelangt machen wir natürlich wieder einen Fotostopp. Das erste Mal bin ich in solch einer Höhe. Ich bewege mich langsam und bin trotzdem außer Atem.  Ansonsten vertrage ich die Höhe jedoch sehr gut, liegt ja vielleicht wirklich an den vielen Coca-Blättern,  die ich bis hierher zerkaut habe. Zu kaufen gibt´s hier natürlich auch etwas.

Passhöhe in Peru Verkäuferin in Peru

Heute übernachte ich in einer schöner Lodge am Rande von Coporaque. Auf den Besuch der heißen Quellen habe ich keine Lust, lieber spaziere ich durch den Ort. Ich streune über den Ortsplatz und besuche die alte, aus Steinen errichtete,  Kirche. Am Horizont steigt Rauch vom aktiven Vulkan Misti auf. Schön idyllisch ist es hier.

Coporaque Peru Vulkan Misti in Peru

13.05.2016: Andenkondore im Canyon de Colca

Wir brechen heute wieder sehr zeitig in der Früh auf um den Canyon de Colca zu besichtigen. Die Fahrt führt durch mehrere Ortschaften. Beeindruckend sind hier vor allem die seit rund 2000 Jahren bewirtschafteten Terrassen, wo Getreide, Kartoffeln und Gemüse kultiviert werden.

Colca Canyon Peru

Die Colca Schlucht ist rund 100 Kilometer lang und misst an der tiefsten Stelle fast 3300 Meter. An den schönsten Aussichtspunkten bieten Frauen Getränke und Souvenirs an. Sie tragen traditionelle Kleidung. Die Tracht sehe ich auch in den Dörfern. Auffällig sind die unterschiedlichen Hutformen, die Auskunft über die Stammesherkunft geben.

Peruanische Tracht Peru Tracht

Bekannt ist die Colca- Schlucht neben ihrer landschaftlichen  Schönheit auch wegen der Andenkondore. Über drei Meter Flügelspannweite erreichen die ausgewachsenen Geier. Sie sind somit die größten flugfähigen Vögel der Welt. Am Cruz del Condor ist die Chance für eine Sichtung besonders groß, eine Garantie einen Kondor zu sehen gibt es natürlich trotzdem nicht.

Anden Condor Peru Curz del Condor

Gespannt steige ich aus unserem Kleinbus. Wir sind nicht die Einzigen hier. Viele Touristen stehen schon am Rande des Tales und starren erwartungsvoll hinunter. Plötzlich taucht ein Kondor wie aus dem nichts empor und gleitet ohne Flügelschläge elegant durch die Luft.Eigentlich unglaublich, wenn man bedenkt, dass diese Vögel  bis zu 12 Kilogramme schwer werden. Einmal beobachte ich sogar sechs Kondore gleichzeitig.

Colca Canyon Kondor im Colca Canyon

14.05.2016: Die historischen Ruinen von Tiwanaku in Bolivien

Heute Morgen überschreiten wir die Grenze nach Bolivien, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Wir verlassen auf der peruanischen Seite unseren Bus, gehen zu Fuß über die Grenze und fahren mit einem bolivianischen Bus weiter. Unser Gepäck wird mit einer Art Schubkarre transportiert.

Grenze Peru Bolivien

Auf dem Weg in die Großstadt La Paz, welche übrigens nicht die Hauptstadt von Bolivien ist (die Hauptstadt ist Sucre), stoppen wir in Tiwanaku. Auf unserem Besichtigungsplan stehen die berühmten Ruinen. Vorerst geht es in zwei Museen, die alte Fundstücke aus der Besiedelungszeit zeigen. Um etwa 1500 Jahre vor Christus wurde hier das Zentrum einer bis 1150 nach Christus andauernden Hochkultur der Tiwanakus gegründet. Der Einflussbereich breitete sich in der Hochzeit bis nach Peru und in den Norden Chiles und Argentiniens aus. Man schätzt, dass damals rund 10 Millionen Menschen Teil dieser Kultur waren.

Tiwanaku Bolivien Tiahuanaco Bolivien

Viel ist von diesem bedeutendem Zentrum nicht mehr übrig geblieben. Vielleicht ist diese Kultur deshalb nicht so bekannt wie die der Inkas. Ich gehe durch die Anlage der Ausgrabungen. Das meiste wurde rekonstruiert, um  eine Idee der damaligen Stätten zu bekommen.

sonnentor-tiwanaku Tiahuanaco

Am Abend erreichen wir La Paz. Die Stadt liegt in einem riesigen Talkessel. Wie aus dem nichts eröffnet sich der Blick hinunter auf das Stadtzentrum. Ich befinde mich auf rund 4.000 Meter Seehöhe in der Stadt El Alto. Das Zentrum von La Paz liegt auf rund 3640 Meter und  gilt somit als die höchstgelegene Millionenstadt der Welt. Die Sonne hat sich gerade verabschiedet und die ersten Lichter gehen an.  Am Horizont sehe ich die Gletschermassen des 6.439 Meter hohen Nevado Illimani.

La Paz bei Nacht

15.05.2016: Ein Tag in La Paz – Bolivien

Unsere organisierte Stadtrundfahrt beginnt mit einer Fahrt an den Stadtrand. Das sogenannte Mondtal besteht aus Wind und Regen geformten Steinformationen. Große Teile dieser Landschaft mussten in den letzten Jahrhunderten Häusern weichen. Eine knappe Stunde spaziere ich auf einem markierten Weg durch die bizarre Landschaft.

La Paz Mondtal Mondtal in La Paz

Ich werde schon ein wenig ungeduldig, denn ich habe heute nur einen Tag für die Entdeckung von La Paz zur Verfügung. Einen Teil der Strecke retour ins Stadtzentrum unternehmen wir mit einer Gondelbahn. Die Stadt besitzt mittlerweile vier Seilbahnen, das Netz wird in den nächsten Jahren ausgebaut. Es ist eine spannende Alternative zu einem U-Bahnnetz, das in dem hügeligen Gelände der Stadt technisch gar nicht umsetzbar wäre. Aus luftiger Höhe schwebe ich nun über der Stadt.

Seilbahn in La Paz

Die Strassen um den Hauptplatz sind von der Polizei abgeriegelt. Es soll viele Demonstrationen  geben und so gelangen die Demonstranten nicht bis zum Regierungspalast und zum Parlament vor. Neben den beiden genannten Gebäuden ist auch die Kathedrale sehenswert.

Kathedrale in La Paz Parlament in La Paz

Zu Fuß geht´s weiter zum Hexenmarkt. Hier gibt es Heilkräuter, Glücksbringer und Opfergaben, wie zum Beispiel getrocknete Lamaföten zu kaufen. Wenn Bolivianer einen besonderen Wunsch haben, eine guten Arbeitsplatz suchen oder ein Auto kaufen wollen, dann stellen sie sich hier mit oder ohne Hilfe von einem Schamanen einen Opferkorb zusammen. Dieser wird dann irgendwo für einen bestimmten Geist verbrannt.

Hexenmarkt La Paz Lamaföten am Hexenmarkt

Die Gondelfahrt am Vormittag hat mir so gut gefallen, dass ich am freien Nachmittag noch mit einer weiteren Linie fahre. Meine Gondelbahn führt hinauf nach El Alto, eine Stadt mit rund 1 Million Einwohner oberhalb von La Paz. In El Alto findet ein großer Markt gleich in der Nähe der Seilbahnstation statt. Die Straße ist gesperrt und kilometerlang reihen sich in mehreren Reihen kleine Verkaufsstände aneinander. Verkauft wird alles. Autoersatzteile, Boxerhandschuhe , Stringtangas, Zahnersatz, Kochgeschirr, und und und.

Markt in El Alto Markt in La Paz

Retour im Zentrum von La Paz mache ich mich auf dem Weg zurück ins Hotel. Auf dem Gehsteig begegnet mir ein in schöner Tracht gekleidete Einheimische. Sie wankt leicht betrunken, gestützt von ihrem Ehemann, der in einen Anzug gekleidet ist, über die Straße.  Zwei Minuten später habe ich eine ähnliche Begegnung. Eine in Tracht gekleidete Stadtbewohnerin sitzt am Gehsteig, ihr Mann versucht sie vergeblich hochzuziehen. Da auch er nicht mehr ganz nüchtern ist, scheitert das Unternehmen. Und da wankt schon das nächste Pärchen um die Ecke! Irgendwo muss ein Fest sein und da höre ich auch schon laute Musik durch die Straßen dröhnen.

Straße in La Paz Straße in La Paz

Eine Seitengasse ist abgesperrt, eine Band spielt Musik. Vor der Bühne tanzen Frauen und Männer in Festtracht. Alle haben eine Flasche Bier in der Hand, und den schwankenden Bewegungen nach zu schließen, nicht die erste.  Das Fest geht schon den ganzen Tag. Die Stimmung ist ausgelassen und heiter.

Straßenfest in Bolivien

16.05.2016: Die Sonneninsel am Titicacasee – Bolivien

Titicaca klingt wie Musik in meinen Ohren,  der Name weckt Sehnsüchte wie Timbuktu oder Sansibar. Wir steigen im Ort Copacabana in ein kleines Boot. Die Fahrt führt mich knapp eine Stunde entlang des Seeufers. Unglaublich, ich bin 3812 Meter über dem Meeresspiegel und fahre auf einem See, der fast so groß wie das Bundesland Kärnten ist. Für die Tiwanakus und die Inkas war die Sonneninsel ein besonderer Ort und zugleich Pilgerstätte.

Titicacasee Bolivien Sonneninsel Bolivien

Heutzutage gibt es auf der Insel einige kleine Lodges und immer mehr Touristen kommen hierher. Mit dem Boot legen wir bei einem kleinen Restaurant an. Für unsere Gruppe ist ein Tisch auf der Terrasse reserviert. Es begrüßt uns Oliver in einer Kochjacke. Seine Eltern flüchteten in den 70er Jahren vor der bolivianischen Diktatur. Er wuchs in Süddeutschland auf und als gelernter Koch kehrte er nach Bolivien zurück.

Zu Mittag gibt es ausschließlich Produkte von der Insel, und was soll ich sagen, alles schmeckt extrem gut. In Peru und Bolivien gibt es rund 2000 Kartoffelsorten, einige davon habe ich schon probiert und heute finde ich zwei weitere Sorten auf dem Gemeinschaftsteller. Wie viele Kartoffelsorten gibt es bei uns in Österreich zu kaufen? Zwei mehlige und zwei  speckige Sorte, dann ist meist schon Schluss.

Tacana Restaurant Bolivien Oliver Alvestegui

Der Ort gefällt mir auf Anhieb, Ruhe, Ruhe, nichts als Ruhe. Ein fantastischer Blick auf den See und gutes Essen. Hier könnte ich es schon gut mal eine Woche aushalten. Vier kleine Bungalows stehen am Seerand zur Vermietung bereit.  Bereits ab  einer  Nacht kann man einen Aufenthalt buchen. Ich gehe gleich mal auf Nummer sicher und notiere mir den Namen der Unterkunft (Tacana Lodge), die man auch bei Inkatrotter buchen kann.

Isla del Sol Bolvien Tacana Lodge Sonneninsel

Nach diesem wunderbaren Bootsausflug kehren wir nach Copacabana zurück und im Abendlicht bewundere ich noch das Portal der Basilika der Stadt.

Copacabana Bolivien

17.05.2016: Auf der Sonnenroute nach Cusco

Die „Ruta del Sol“ (Sonnenroute) erstreckt sich von Puno nach Cusco. Auf der Strecke gibt es zahlreiche Möglichkeiten für Fotostopps.

Hochland Peru - Sonnenroute

Da auf dem Weg nach Cusco viele Touristen unterwegs sind, dürfen zahlreiche Verkaufsstände nicht fehlen. Angeboten werden vor allem Textilien aus Alpaka Wolle. Es empfiehlt sich die Qualität gut zu prüfen, da viele Produkte hier mit günstiger synthetischer Wolle vermischt sind. Wer vorher schon echte weiche Alpaka Wolle zwischen seinen Fingern gespürt hat, merkt gleich den Unterschied.

Straßenstand in Peru Ruta del Sol in Peru

In Raqchi spaziere ich durch die Reste einer alten Tempelanlage, die von den Inkas gebaut wurde.

Raqchi Peru Ruinen Raqchi

In Andahuaylillas steht eine alte Lehmziegelkirche. Von außen wirkt der Bau in dem kleinen Ort eigentlich sehr unscheinbar. Ich betrete den Raum, und es bleibt einem die Luft weg. Es ist leider nicht erlaubt hier zu fotografieren und ich kann den vielen Prunk gar nicht in Worte fassen. Die Kirche wird übrigens auch „Sixtinische Kapelle“, nach  dem berühmten Bau im Vatikan, genannt.

Andahaylillas Kirche Kirche in Peru

18.05.2016: Cusco – vielleicht die schönste Stadt von Peru

Ich stehe begeistert auf dem Hauptplatz der Stadt Cusco. Der Name bedeutet übrigens „Nabel der Welt“. Von hier aus wurde das Inkareich auf seinem Höhepunkt bis zum Jahr 1533 regiert. Die Inkas waren  zu dieser Zeit jedoch zerstritten und es gab einen Bürgerkrieg. Das erleichterte den Einmarsch einer kleinen Gruppe von Spaniern, die Cusco übernahmen.

Cusco Hauptplatz

Der Einmarsch gab den Startschuss zur Vernichtung der alten Inkakultur. Die Spanier unter der Führung von Pizarro ließen alles Gold und Silber zusammentragen und schmolzen es ein. Auf den alten Gebäuden und Tempel der Inkas wurden prunkvolle Kirchen errichtet. Wie mag es hier vor 500 Jahren wohl ausgesehen haben?

Cusco, Peru Cusco Altstadt

Ich spaziere durch die kleinen Gassen rund um den Hauptplatz. Hier haben sich Souvenirshops, Restaurants und nette Cafés angesiedelt. Bunt ist der Mercado Central San Pedro, wo vor allem Fleisch, Fisch, Obst und Gemüse angeboten werden.  In einer eigenen Abteilung kann man frisch gepresste Fruchtsäfte kaufen und eine Ecke mit Garküchen gibt es natürlich auch.

Cusco Innenstadt Markt in Cusco

Doch nicht nur die Stadt ist sehenswert, im Umkreis von Cusco gibt es einige historische Tempelanlagen der Inkas, zum Beispiel Saqsaywaman. Unglaublich, wie hier vor rund 600 Jahren bis zu 200 Tonnen schwere Felsblöcke behauen, transportiert und zu einem Bauwerk zusammengefügt wurden. Die Wände der Steine sind komplett glatt. Wie die Inkas das geschafft haben, bleibt trotz vieler Spekulationen ein Rätsel.

Saqsaywaman Cusco

19.05.2016: Pisaq und mit dem Zug nach Machu Picchu Stadt

Für viele ist Machu Picchu der Höhepunkt einer Reise nach Peru. Doch bevor wir das Abenteuer Machu Picchu in Angriff nehmen, besuchen wir die Inkastadt Pisaq. Schon von weitem sehe ich die vielen in den Hang gebauten Terrassenfelder. Diese wurden seit den 1970er Jahren kontinuierlich restauriert. Am oberen Ende der Terrassen gehe ich durch die Ruinen der alten Stadt.

Terrassenfelder Pisaq Peru

Ich habe bereits erwähnt, dass man in Peru sehr köstlich essen kann. Eine besondere Spezialität in Peru ist Cuy, also Meerschweinchen. Wir fahren durch ein Dorf, das links und rechts der Straße fast nur aus Restaurants besteht, die frisch gegrillte Cuy anbieten. Die Verkäuferinnen stehen mit den Spießen am Straßenrand und halten sie in die Höhe. Ich habe das Fleisch schon bei einem Buffetessen probiert. Es schmeckt ähnlich einem Hühnerfleisch, jedoch mit einem süßlichen Geschmack, der nicht gerade meiner ist. Ich verzichte daher heute auf Cuy am Spieß.

Meerschweinchen Peru

Am Nachmittag erreichen wir nach einer kurzen Besichtigung der Inkaruinen von Ollantaytambo die Bahnstation des gleichnamigen Ortes.  Unsere Plätze sind reserviert und schon sitze ich in einem hellem Zugabteil mit Panoramafenster auf dem Weg nach Aguas Calientes, das heutzutage Machu Picchu Pueblo genannt wird.

Zug nach Machu Picchu Zugfahrt Peru

Die Fahrt führt entlang eines Flusses, links und rechts ragen steile Felsen empor. „Veronika“ , die Zugbegleiterin zeigt auf einen mit Schnee bedeckten Berg. „Veronika“ so muss der schöne Berg wohl heißen. Die Stewardessen und Stewards servieren Getränke und einen kleinen Snack. Auch sonst erinnert mich die Zugfahrt an eine Flugreise. Die Durchsagen klingen wie in einem Flieger und die Klimaanlage ist um ein paar Grad zu kühl eingestellt.

Zugfahrt Aguas Calientes Berge in Peru

Ein Erlebnis ist es aber allemal und bald erreichen wir den Bahnhof von Machu Picchu Stadt. Hier geht es zu Fuß weiter ins Hotel im Zentrum des Orts. Morgen besuchen wir die sagenumwobene Inkastadt Machu Picchu. Das touristische Highlight von Peru steht wohl auf jeder Perureise am Programm. Viele Besucher, vor allem aus den USA kommen nur wegen Machu Picchu nach Peru. Dementsprechend touristisch geht es hier zu. Der Ort hat in den letzten Jahren einen regelrechten Wildwuchs erlebt.

Bahnhof Machu Picchu Pueblo

Ursprünglich einstöckige Häuser sind jetzt vier oder fünf  Stockwerke hoch. Der Ort besteht eigentlich nur aus Hotels, Restaurants und Souvenirshops.  Von Schönheit ist Machu Picchu Pueblo nicht geprägt und viele Keiler locken mit Happy Hour und Aktionspreise in die Restaurants. Mehr als eine Nacht bleibt hier aber auch kaum jemand und so kann ich das Treiben schnell wieder vergessen.

Machu Picchu Pueblo Aguas Calientes

20.05.2016: Mein Besuch von Machu Picchu

Um 6 Uhr früh stehe ich in einer ewig langen Menschenschlange, alle möchten mit dem Bus zur Ruinenstadt Machu Picchu hoch. Nach rund 50 Minuten Wartezeit ist es endlich soweit und über eine Serpentinenstraße geht es zum Eingang. Nach ein paar Minuten Gehzeit bin ich da. Die alte Inkastadt liegt mir zu Füßen.

Machu Picchu

Für ein Sonnenaufgangsfoto ist es leider schon etwas zu spät.  Ich nehme mir ein paar Minuten Zeit, den Anblick zu genießen. Lange blieb der Ort für die westliche Welt unentdeckt. Bekannt gemacht hat Machu Picchu dann Hiram Bingham im Jahre 1911.

Machu Picchu Sonnenaufgang Machu Picchu Peru

Die Besuchermassen verteilen sich sehr gut in dem Gelände. Überall stehen Menschen die sich fotografieren lassen, oder ein Selfie mit dem berühmten Berg im Hintergrund machen. Unser Guide gibt uns sehr interessante Erklärungen und Informationen zu Machu Picchu. Wie überall gilt auch hier, „man sieht nur das, was man weiß“.  Nach der rund 2-stündigen Führung habe ich noch ein paar Stunden Zeit, die Anlage auf eigene Faust zu erkunden,  die vielen Wege zu gehen und Fotos, Fotos, Fotos, viele Fotos zu machen.

Machu Picchu im Mai Terrassen Machu Picchu

Einmal im Leben muss man hier einfach stehen.

Reisedoktor Machu Picchu

Am Abend fahren wir zuerst mit dem Zug und dann mit dem Bus zurück nach Cusco. Nach einer weiteren Nacht in Cusco steige ich mittags in das Flugzeug, das mich nach Lima bringt. Hier begann und endet meine Peru-Reise. Ich habe viel gesehen, aber viel gäbe es noch zu entdecken. So soll der Norden von Peru ebenfalls sehr interessant sein. Im Osten gäbe es den Regenwald und das Amazonasbecken zu besichtigen. Die drei Tage in Bolivien haben mir ebenfalls Lust auf eine längere Reise in diesem Land gemacht. Es war eine abwechslungsreiche und spannende Reise mit vielen außergewöhnlichen Momenten.

Die Peru-Bolivien-Rundreise wurde von InkaTROTTER aus der Welt von TROTTERmundo unterstützt. Vielen Dank.

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