Reisedoktor

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Franz Roitner

Schottland: Talisker Destillery auf der Isle of Skye

Das Eilean Donan Castle wirkt nicht nur wie eine Filmkulisse, sie ist auch eine. Pierce Brosnan fuhr angeblich als James Bond mit seinem Aston Martin über die alte Steinbrücke. Christopher Lambert und Sean Connery ritten im Film Highlander über diese Stelle. Heute bin ich an der Reihe. Im Gegensatz zu den Filmhelden gehe ich zu Fuß.

 Eilean Donan Castle     

Im Eilean Donan Castle ist absolutes Fotografierverbot. An jeder Ecke in der Burg taucht ein Wächter im Schottenrock auf. Keine Chance für ein Erinnerungsbild. Dabei sind die Räume sehr wohnlich eingerichtet. Die alte Burgruine wurde zwischen 1912 und 1932 von privater Hand wieder vollkommen neu errichtet. Alte Fotos zeigen noch spärliche alte Mauern.

Eilean Donan Schottland

Auf zur Isle of Skye, der angeblich schönsten der schottischen Inseln. Als erstes steuere ich steuere die Talisker Destillery an. Am Weg vom Parkplatz zum Eingang rieche ich schon die Maische. Ich atme tief durch die Nase ein. Das kann kein schlechter Whisky werden.

Talisker Destillerie

Der Erzeugungsprozess wird mir bei der Führung erläutert. Auch hier gilt: Fotografieren streng verboten! An der Bar können zehn verschiedene Talisker Whiskys verkostet werden, der älteste ist 25 Jahre alt. Bei der Lagerung in den Eichenfässern verdunsten pro Jahr rund 2% des Inhalts. Dieser Prozess wird wundervoll Angels‘ Share bezeichnet. Der Whisky steigt hinauf zum Himmel und lässt den Engeln irdische Genüsse zukommen. Bei 25 Jahre alten Whisky erhalten so die Engel beinahe die Hälfte der Füllmenge. Der abgefüllte Rest hat daher auch seinen Preis.

Talisker Whisky

Auf meiner App Maps.me lasse ich mir Parkplätze in der Nähe der Talisker Whisky Destillerie anzeigen. Der erste befindet sich wenige hundert Meter von der Brennerei auf einem Hügel.
Das ist der Parkplatz der „Oyster Shed“, der Austern Hütte. Ich betrete eine Halle mit Blechwänden und Blechdach. Gleich am Eingang stehen drei Holzfässer, die als Tisch dienen. Ein Pärchen schlürft Austern.

Oyster Shed Isle of Skye
Austern Hütte

Auf einer Tafel werden die Gerichte des Tages angepriesen: Austern, Jakobsmuscheln und Krebse. Ich bestelle gleich alles. Bei den Krebsen bin ich zuerst etwas skeptisch, da diese kalt serviert werden. Die Austern sind sowieso roh. Zusätzlich bestelle ich eine Portion Pommes Frites, die neben den Jakobsmuscheln meine einzige warme Mahlzeit an diesem Tag sind.

Oyster Shed Menü

Ein Glas Weißwein würde perfekt zum Dinner passen. Der Blechdachimbiss hat zwar die frischesten Meeresfrüchte, darf aber keinen Alkohol verkaufen. Mein Festessen will ich aber nicht ohne passendes Getränk genießen. Ich hole mir mit Einverständnis der Gastgeber eine Flasche gekühlten Weißwein aus dem Wohnmobil. Da suche ich mir einen Parkplatz und finde ein exzellentes Meeresfrüchtedinner. Das macht das Reisen oft so besonders, es sind die unerwarteten Dinge, von denen man noch jahrelang spricht.

Oyster Shed in Schottland

Schottland: Im Inverewe Garden

Das Einfahrtsschild zum Inverewe Garden begrüßt mich und lotst mich zum richtigen Parkplatz. Ordnung muss sein. In der Ausfahrtsrichtung schluckt ein Riesentrichter jeglichen Müll, den man gerade zur Hand hat.

Das Eintrittsticket ist verhältnismäßig teuer. Als Zusatzverkauf wird Smidge, ein Mittel gegen die lästigen Hochlandmücken angepriesen. Eine Stunde später weiß ich warum. Der Garten ist wunderschön am Meer angelegt und der warme Golfstrom lässt hier sogar Palmen gedeihen. Der Duft der unterschiedlichen Blumen liegt in der mildwarmen Luft. Ich spaziere durch die Anlage und mache ein botanische Reise um die Welt.

Ich raste auf einer kleinen Holzbank mit Blick auf das Meer. Binnen kurzer Zeit bin ich von einer 10-köpfigen deutschen Reisebusgruppe umgeben. Die Rucksäcke voll beladen, die hohen Bergschuhe fest verschnürt. Ein Paar ist mit Wanderstöcken ausgerüstet. Die Trinkflaschen hängen um die Schultern. Safarihüte dürfen natürlich auch nicht fehlen. Was ist den hier los? Wer will den hier auf Expedition gehen?

Es beginnt eine Diskussion, in welche Richtung denn der Weg zurück zum Eingang geht. In 25 Minuten muss man beim Bus zurück sein. Die kleine Gruppe entscheidet sich für einen Weg direkt durch den Wald. Der führt nirgendwo hin, ich will mich aber nicht einmischen. Zwei Minuten später sind wieder alle retour und kommen auch zu der Erkenntnis. Der schöne Schotterweg scheint doch die bessere Wahl zu sein.

Mein Stellplatz heute Abend liegt wieder abseits jeglicher Zivilisation, neben einer kaum befahrenen Straße. Mit Sonnenuntergang verschwinden die letzten Autos auf der Straße. Ich will noch einen kurzen Spaziergang unternehmen. Die Mücken fallen aber sofort über mich her und beißen mich im Gesicht und an den Händen.

Ich fliehe zurück ins Wohnmobil und nehme dabei noch gleich einen Schwarm dieser winzigen, kaum einen Millimeter großen, schwarzen Biester mit. Mit dem Spray bewaffnet gehe ich in den Angriff über. Das hilft. Nach dem etwas zehnminütigen Kampf ist kein Mücke mehr am Leben. Alle Fenster sind nun mit dem Mückenspray verklebt. Darauf befinden sich die vielen kleinen schwarzen erledigten Insekten. Ein grausamer Anblick. Ich muss mir eine bessere und friedlichere Methode ausdenken.

Schottland: Auf der Route 500 im Norden Schottlands

Der morgentliche Blick aus meinem Wohnmobil ist traumhaft. Ich parke direkt auf einer Brücke über einen tief ins Land führenden Meeresarm. In der Ferne ragt der der Berg Ben Hope empor. Ein Platz zum Träumen und zum Bleiben. Mit meinem roten Plastikhäferl mit heißen Earl Grey in der linken und ein paar Schokokekse in der rechten Hand starre ich auf das spiegelnde Wasser.

Ben Hope - Stellplatz am Wasser

Weiter geht es auf der Route 500 entlang der schottischen Nordküste. Große Straßenabschnitte sind nur einspurig befahrbar. Abwechselnd befinden sich links und rechts etwa alle hundert Meter eine Ausweichstelle, die als „Passing Point“ mit einem Schild gekennzeichnet sind. Es entsteht ein regelrechter Wettbewerb, wer früher dem entgegenkommenden Auto oder Wohnmobil ausweicht. Mit einem kurzen Handgruß bedankt man sich beim Wartenden. Die Stimmung auf der Straße ist sehr entspannt und freundlich.

Straße Route 500 in Schottland Straße in Schottland

Immer wieder tauchen menschenleere Buchten mit zauberhaften Sandstränden auf.

Nordküste von Schottland
Route 500 in Schottland

 

Kurz vor Ardvreck Castle, etwas neben der Straße, ist rechts ein kleiner Parkplatz. Es dauert ein paar Minuten bis ich das Wohnmobil so abgestellt habe, bis mein Bett schön in der Waagrechten ist. Wasserwaage habe ich keine mit, aber eine fünf Liter Wasserflasche erfüllt den gleichen Zweck.

Camping Ardvreck Castle

Durch die Windschutzscheibe habe ich vom Wohnzimmer aus die alte Burg in Sichtweite. Das Ardvreck Castle ist keine großartige Burg, es besteht eigentlich nur mehr aus ein paar alten Mauern. Diese fügen sich gut in die karge grün-braune Landschaft. Ich bleibe der Einzige, der heute hier übernachtet. Die meisten Wohnmobilfahrer steuern am Abend lieber einen Campingplatz an. Sehr gut, so habe ich den Platz für mich alleine.

Ardvreck Castle