Reisedoktor

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Franz Roitner

Mit dem Hausboot nach Port Cassafières

Wie die Zeit vergeht!  Heute ist bereits der letzte Tag meiner Hausbootreise, morgen früh werde ich das Boot im Port Cassafières zurückgeben.

Canal du Midi Portiragnes Hafen Hausboot

Ich mache noch ein letztes Mal Halt in einem typisch französischen Ort in dieser Region. Ein letztes Mal pain au chocolat essen und einen Espresso zum Frühstück trinken. Ich spaziere durch das verschlafene Portiragnes.

Portiragnes Stadt Südfrankreich

11 Tage und 33 Bootsstunden war ich unterwegs um von Castelnaudary auf dem Canal du Midi bis nach Port Cassafières zu gelangen. Von hier aus sind es nur rund 2 km mit dem Fahrrad zum Meer, wo ich noch ein paar Stunden am Strand genieße.

Portiragnes Strand Muscheln am Strand

Dabei  gehen mir schon weitere Destinationen durch den Kopf, wo man eine Hausbootreise machen kann. Irland oder Polen, Deutschland oder Niederlande, wohin geht meine nächste Reise mit dem Hausboot?

Sonnenuntergang

Die Schleusentreppe von Fonsérannes und Béziers

Schon von weitem sieht man die Kathedrale der Stadt Béziers. Bevor ich in der Stadt anlegen kann, muss ich noch die Schleusentreppe von Fonserannes bezwingen. Sieben Schleusenstufen geht der Kanal wie eine Treppe hinunter.  Die Fahrt führt weiter über eine alte Kanalbrücke.

Bézier am Canal du Midi

Der Hafen lädt nicht gerade zum Verweilen ein und zwielichtige Gestalten gehen auf und ab und inspizieren die angelegten Hausboote. In meinen Gedanken rauben sie das eine oder andere Boot in der Nacht aus. Eigentlich plante ich ein hier in Béziers zu übernachten, aber  der Hafen hat absolut nichts anzubieten und ich werde heute Abend die Stadt verlassen.

Schleusentreppe von Fonserannes Kanalbrücke in Bézier

Vorher möchte ich aber noch die Stadt besichtigen. Ziel ist die Kathedrale St. Nazaire die hoch über der Stadt thront. Ich gehe durch Gassen, die ich in der Nacht sicher meiden würde.  Die alten Häuser sind im baufälligen Zustand und den Menschen ist die Freundlichkeit nicht ins Gesicht geschrieben. Belohnt werden meine Mühe und meine Geduld mit einem traumhaften Blick vom Turm der Kathedrale über die Stadt. Der Aufstieg hierher lohnt sich.

Bézier Altstadt Bézier Kathedrale

Wahrscheinlich tue ich Bézier nur unrecht, nach ein paar Stunden Aufenthalt bereits ein Urteil zu fällen. Trotzdem  fahre ich heute noch weiter und finde einen Liegeplatz neben einem guten und netten Restaurant direkt am Canal du Midi.

Canal du Midi Austern

Mit dem Hausboot von Pont de Seriege nach Colombiers

Ich erlebe ein deja-vu. Die ganze Nacht über hat es geregnet, erst kurz vor meiner geplanten Abfahrt tropft es nur mehr von den Plantanenbäumen in den Kanal. Der Wind weht noch frisch und ich fahre schneller als mit meiner üblichen Kriechgeschwindigkeit, um trocken in das nächste Dorf, nach Capestang,  zu kommen.

Canal du Midi

Capestang hat einen hervorragend eingerichteten Hafen mit Strom, Wasser und W-LAN und ich tanke meinen Wassertank für Dusche und WC auf. Im Ort selbst befindet sich eine eigenartige Kirche, die das gesamte Dorf überragt. Eigenartig deshalb, weil der hintere Teil in romanischem Stil und der Hauptteil im gotischen Stil anschließt. Alles in allem wirkt der Bau für mich zu kurz geraten.

Hafen von Capestang Capestang

Der Ort ist etwas belebter als die vorherigen und es haben sogar mehrere Cafes und ein Geschäft nachmittags geöffnet. Hier könnte ich eigentlich länger als nur ein paar Stunden bleiben. Die Tage meiner Reise sind aber schon gezählt, und ich fahre doch noch ein Stück weiter.  Nach rund einer Woche beginne ich die Hausbootreise so richtig zu genießen und finde Ruhe und Langsamkeit auf dem Canal du Midi.

Capestang Hauptplatz Katze in Frankreich

Am Abend fahre ich durch den längsten und einzigen Tunnel der  Strecke, durch den Tunnel Malpas. Er führt etwa 160 Meter durch einen Hügel und es gibt nur Einbahnverkehr. Vor dem Tunnel hupe ich noch kräftig, um Boote die eventuell entgegenkommen zu warnen. Am Abend spaziere ich noch einen Hügel hinauf zur historischen gallischen Siedlung Enserune. Ich bin leider zu spät dran und das Gelände kann nicht mehr besichtigt werden. Ich habe aber von hier aus einen schöne Blick über den Etang de Montady. Diese Fläche wurde im Mittelalter mit einem Drainagesystem trocken gelegt.

Tunnel Malpas Etang de Montady