Reisedoktor

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Franz Roitner

Äthiopien: Die Felskirchen von Lalibela

Von weitem sehe ich schon das in Fels gehauene Kreuz, rundherum ein tiefer Graben. Die Oberfläche des Kreuzes befindet sich auf der gleichen Ebene wieder der Granitfels in der Umgebung. Je näher ich komme, umso sichtbarer wird der Graben. Das Kreuz bildet das Dach einer vor rund 800 Jahren aus den Granit gehauenen Kirche.

Felsenkirche Lalibela

Ich spaziere an der Felskante entlang und blicke etwa 12 Meter in die Tiefe. Priester und Gläubige verlassen gerade die Kirche. Dies ist kein Museum, sondern ein lebendiger Ort. Über einen schmalen in Fels gehauenen Pfad gehe ich hinunter zum Eingang der Georgiys-Kirche.

Georgiys Lalibela

Beeindruckt gehe ich zwei Mal um das einzigartige Gebäude. Es ist eine unglaubliche Leistung aus dem Felsen so ein Kirche in einem Stück herauszuschlagen.

St. Georgs Kirche Lalibela Georgiys Kirche Lalibela

Ich ziehe meine Schuhe aus (das ist in Äthiopischen Kirchen üblich) und betrete das Innere der Felskirche. Die Mauern sind sehr dick. Es ist nicht viel Platz im Inneren. Es ist dunkel. Ein paar Leuchtstoffröhren hängen an den Elektroleitungen von der Wand.

Auf einer Holztruhe, die so alt wie die Kirche sein soll, steht ein Marienbild und es liegen Kerzen herum. Weitere Bilder lehnen an der Wand. Sesseln stehen im kleinen Raum, Gebetsstöcke liegen in der Ecke. Es sieht aus wie in einer Rumpelkammer.

Kircheninnere Lalibela

Über mir erblicke ich eine perfekt behauene Kuppel und kleine Fensteröffnungen. Die vier Säulen sind glatt wie Marmor. Ein Gläubiger in weißem Gewand und mit einem weißen Tuch um den Kopf sitzt in einer Ecke und liest in einem alten Buch.

Gläubiger Lalibela Felsenkirche Äthiopien

Die Georgiys-Kirche ist sicher die schönste Felsenkirche in Lalibela. Ich besuche noch alle 10 weiteren Kirchen in der nahen Umgebung. Jede hat ihren eigenen Charakter und ihre eigene Architektur. Manche haben die Größe einer Kapelle, die größte wiederum ist etwa 45 Meter lang.

Kirche in Lalibela Lalibela

Um die Werke als Weltkulturerbe zu erhalten hat die UNESCO im Jahr 2008 Dächer mit pompösen Säulen über die Kirchen gespannt. Die Bewohner von Lalibela sind sehr unzufrieden und fordern schon lange die Entfernung. Die Konstruktionen nehmen dem Platz die Ehre und die Atmosphäre. Es sollte wohl besser Lösungen geben.

Lalibela Felsenkirche Priester in Lalibela

Ägypten: Fahrt nach Lalibela - Injera zum Mittagessen

Ein langer Fahrtag bringt mich heute nach Lalibela. Höhepunkt ist das Mittagessen. Wie so oft bestelle ich Injera, das für Äthiopien typische Fladenbrot, mit verschiedenen Beilagen.

Injera in Äthiopien

Nach einer langen Fahrt über Asphaltstraßen und Lehmpisten lande ich abends im Hotel Maribela. Das Zimmer mit Ausblick ist genial. Ein idealer Ort um sich mit meiner Reiseliteratur auf den nächsten Höhepunkt der Reise vorzubereiten.

Zimmer im Maribela Hotel Hotel Maribela Balkon

Der Sonnenuntergang vom Balkon ist grandios.

Sonnenuntergang in Lalibela

Äthiopien: Wanderung zur Felskirche Maryam Korkor

Die Nacht verbrachte ich in der Gheralta Lodge. Die Zimmer sind in Steinhäusern untergebracht, die stylische Inneneinrichtung sticht mir sofort ins Auge.

Gheralta Lodge Zimmer Gheralta Lodge

Von der weiten Grünfläche, die zur Lodge gehört, hatte ich gestern Abend und heute morgen einen schöne Blick auf einen großen Tafelberg. Ganz oben befinden sich mehrere Kirchen. Zwei davon werde ich heute besuchen.

Äthiopien Landschaft

Je näher wir dem Felsmassiv kommen, umso beeindruckender wird es. Die Morgensonne brennt schon ordentlich vom Himmel. Mit Sonnenhut, Fotokamera und einem Liter Wasser mache ich mich mit einem Führer auf den Weg.

Wanderung Maryam Korkor Äthiopien Wanderung

Der schweißtreibende und steile Aufstieg lohnt sich vor allem wegen der Aussicht.

Landschaft Äthiopien Wanderung Äthiopien

Die Innenräume der Kirche Maryam Korkor wurde großteils in den Fels gehauen.

Maryam Korkor Äthiopien

Nur der Zutritt erfolgt über einen gemauerten Zubau. Der Fels wurde ausgehöhlt, nur einige Säulen blieben als Stützen stehen. Ein imposanter Bau mit schönen Malereien.

Maryam Korkor Innen Maryam Korkor Mönch

Der Weg zur zweiten Kirche führt über einen 2-3 Meter schmalen Pfad entlang der Felsmauer. Mein Herz beginnt zu klopfen. Links von mir geht es hunderte Meter senkrecht in die Tiefe. Ich schaue rechts die Felswand nach oben.

Ich überlege kurz ob ich weitergehen soll. Meine Höhenangst sagt: Stopp, sofort retour in sicheres Gelände. Mein Neugier sagt: Hier komme ich wahrscheinlich nie wieder her. Die Neugier siegt, das Fotografieren lasse ich aber sein, ich konzentriere mich auf jeden meiner Schritte.

Weg zu Daniel Korkor Abgrund Daniel Korkor

Durch eine schmale Tür gelange ich in einen kleinen, in den Fels gehauenen Innenraum. Es ist überraschend hell. Ich betrachte die alten Fresken. Die Angst vor dem waghalsigen Rückweg steigt. Wie viele Besucher sind hier wohl schon runter gestürzt?

Ich versuche meine Panik zu verarbeiten und gehe hochkonzentriert den kurzen Weg zurück. Neben dem Beitritt zu einem Kletterverein, nach meiner Erfahrung von gestern, fasse ich nun auch eine Therapie gegen Höhenangst ins Auge. Die Kombination macht Sinn.

Eingang Daniel Korkor Daniel Korkor Innen